Sechs Kriterien für eine gute Zielformulierung
Eine gute Zielformulierung ist die Basis für Klarheit und Engagement in deiner Organisation. Das gilt für die Arbeit mit Zielen im Allgemeinen und im Speziellen auch für die Arbeit mit der OKR Methode.
Deswegen findest Du in diesem Beitrag sechs Kriterien für eine positive Zielformulierung, damit Menschen selbstbestimmt und gerne an der Erreichung dieser Ziele arbeiten.
“Weg von” vs “Hin zu” - Vermeidungs- und Annäherungsziele
Das erste wichtige Kriterium ist eine Zielformulierung als positives Annäherungsziel. Das heißt, Du beschreibst einen Zustand, den Du erreichen willst (“Hin zu”), statt einen Zustand vor dem Du wegläufst oder den Du vermeiden willst (“Weg von”). Dabei lässt sich jedes Vermeidungsziel mit der einfachen Frage “Was willst Du stattdessen?” mit ein wenig Arbeit in ein Annäherungsziel übersetzen.
Vermeidungsziel | Annäherungsziel |
---|---|
Weniger Defekte | Höhere Qualität |
Weniger Kontrolle | Mehr Selbstbestimmung |
Kostensenkung | Höhere Effizienz |
Nicht rauchen | Gesünder leben |
Manche Vermeidungsziele sind offensichtlich. Du erkennst sie z.B. an der Verwendung von Schlüsselwörtern wie “reduzieren” oder “minimieren”. Andere Vermeidungsziele verstecken sich jedoch (z.B. in Wörtern mit “un-” wie “Unwohlsein”) und es braucht ein wenig Übung, bis Du sie entdeckst.
How To - Annäherungsziele
An diesen Formulierungen und Schlüsselwörtern erkennst Du Vermeidungsziele. Überarbeite deine Zielformulierung mit der Frage “Was willst Du stattdessen?” zu einem Annäherungsziel.
- Verben wie z.B. reduzieren, minimieren, senken, vermeiden etc.
- Mengenangaben oder Negationen z.B. nicht, kein, weniger etc.
- Wörter mit “un-” wie z.B. ungerecht, Unwohlsein, Unglück, ungünstig
Ziele dürfen spannend sein - Ambition vs Status Quo
Das zweite Kriterium für eine positive Zielformulierung ist das Aufzeigen einer gewollten Entwicklung. Denn gute Ziele beschreiben einen gewünschten Soll-Zustand in der Zukunft, der sich erkennbar vom Status Quo abhebt. Das heißt, dass Du eine Spannung zwischen dem IST und dem gewünschten SOLL aufzeigst. Damit ist die Erhaltung des Status Quo keine starke Zielformulierung, auch wenn Stabilität sicher ein erstrebenswerter Zustand ist. Stattdessen darf und muss ein Ziel etwas “Spannung” haben und noch immer im Bereich des Möglichen sein.
How To - Ziele spannend formulieren
Die Verwendung der folgenden Schlüsselwörter deuten auf eine Erhaltung des Status Quo hin. Nimm eine Zielformulierung mit solchen Schlüsselwörtern zum Anlass zu hinterfragen, wie groß die Spannung zwischen dem IST und dem gewünschten SOLL ist. Die Fragen helfen dir, noch besser zu verstehen, welche Entwicklung Du nehmen willst.
- Schlüsselwörter: Sicherstellen, erhalten, stabilisieren
- Wie weicht das wünschenswerte SOLL vom IST ab?
- Was sind die Probleme im IST?
Gute Ziele sind Outcomes - Was macht es mit dem Kunden
Eine gute Zielformulierung beschreibt die Auswirkung deiner Handlungen beim Empfänger deiner Leistung. Das kann der “echte” Kunde oder auch eine interne Anspruchsgruppe sein, für die Du eine Leistung erbringst. Allerdings merke ich z.B. in meinen OKR Workshops immer wieder, dass Ziele und Aktivitäten gerne vermischt werden. Dabei sind Aktivitäten nur wichtige Maßnahmen auf dem Weg zum Ziel, jedoch nicht das Ziel selbst. Um Unterschiede zwischen Aktivitäten und Outcomes zu erklären, lasse ich Teilnehmer in meinen Workshops auch gerne mal einen Kuchen backen.
How to - Aktivitäten und Outcomes
Du erkennst Aktivitäten an der Nutzung von Verben wie machen, planen, konzipieren, entwickeln etc. oder deren Nominalisierung (Planung, Konzeption etc.). Wenn Du eine solche Zielformulierung findest, dann frag dich bei der Beschreibung einer Aktivität mindestens zweimal, wofür diese Aktivitäten wichtig sind, um auf die Outcome-Ebene zu gelangen. Alternativ kannst Du auch direkt auf Ebene deines Kunden oder Anwender springen und mit den folgenden Fragen die Auswirkung auf den Kunden besser herausarbeiten.
- So what ... was hat der Kunde davon?
- Verbessert sich der Preis für den Kunden?
- Verändert sich die Leistung für den Kunden?
- Verbessert sich die Customer Experience?
Vermeide Kampf und Verdrängung
Wer will nicht der Beste sein in dem, was er macht. Schließlich sind Aggression und Wettbewerb ein urmenschlicher und auch positiver Trieb. Allerdings solltest Du in deinen Zielformulierungen damit etwas bedacht umgehen und nicht zu stark auf den Wettbewerb referenzieren. Denn erstens machst Du dein Wohlergehen und deine Zielerreichung von anderen abhängig. Wenn es anderen schlecht geht, hast Du dann trotzdem deine Ziele erreicht? Zweitens rückst Du damit den Fokus der Aufmerksamkeit auf deine Marktbegleiter und weg vom Kunden. Mitarbeiter schauen nur noch, was xy macht, schließlich geht es nicht darum, einfach exzellent zu sein, sondern nur “besser als”. Du beschäftigst dich mehr mit dem Wettbewerb als mit dem Kunden. Und drittens geht damit immer auch ein Ausdruck von Mangel und eine Defizithaltung einher. Denn damit gehst Du davon aus, dass Ressourcen begrenzt sind und nur Kampf und Verdrängung zum Ziel führen. Keine Inspiration oder Innovation, wie Du Kunden künftig begeistern willst.
How to - Kampf und Verdrängung
Die Verwendung der folgenden Schlüsselwörter deutet auf Kampf und Verdrängung hin, die ich kritisch auf die Frage prüfen würde, auf wen Du damit eigentlich referenzierst. Den Kunden oder den Wettbewerb? Wenn Du aus Sicht deiner Kunden “der Beste" sein willst, ist das was völlig anderes als wenn Du “besser als” dein Wettbewerb sein möchtest.
- Die einzigen
- Besser als ...
- Führender …
Sprache: Fake it until you make it
Kommen wir zum nächsten wichtigen Kriterium für deine Zielformulierung. Nämlich der Verwendung von aktivierender Sprache in der Gegenwart. Das heißt, versetze dich einfach in den positiven gewollten SOLL-Zustand und formuliere das Ziel, als sei es schon passiert. Damit machst Du die Zielformulierung im Hier und Heute schon “erlebbar”. Denn ob Du willst oder nicht, setzen positive Bilder auf unterbewusster Ebene positive Energien frei.
How to - Schlüsselwörter
Prüfe deine Zielformulierung auf die Verwendung der folgenden Schlüsselwörter. Formuliere deine Ziele stattdessen mit aktivierender Sprache in der Gegenwart.
- Modalverben wie sollen, wollen, können etc.
- Passive Formulierung wie z.B “einen Beitrag leisten” oder “zur Verfügung stehen”
- Formulierung in der Zukunft statt in der Gegenwart, z.B. “werden” statt “sind”
- Verwendung von Passiv statt Aktiv
Was sagen deine Kollegen und Mitarbeiter?
Das letzte wichtige Kriterium für eine positive Zielformulierung ist so einfach wie offensichtlich. Schließlich formulierst Du Ziele, um einem Team und einer Organisation Orientierung zu geben. Entsprechend sollten Ziele für Klarheit sorgen und Menschen aktivieren. Damit ist die finale Prüfung deiner Zielformulierung so banal wie wirksam. Denn Du fragst einfach deine Kollegen, Mitarbeiter und alle Beteiligten, wie gut eine Zielformulierung mit ihnen resoniert. Denn sie sind die Kunden deiner Zielformulierungen. Und solange deine Zielformulierung dort nicht ankommt, ist dein Ziel noch nicht griffig genug formuliert.
How To - Sounding deiner Ziele
Lass deine Zielformulierung von deinen Kollegen und Mitarbeitern bewerten, denn sie sind die Kunden deiner Ziele. Dabei ist die positive Beantwortung der folgenden Fragen ein starker Indikator für eine gute Zielformulierung.
- Ist das Ziel richtungsweisend?
- Ist das Ziel klar und verständlich beschrieben?
- Fühlst Du dich inspiriert und aktiviert?
Methoden für deine Zielformulierung
SMART Ziele oder OKR sind zwei Methoden, um deiner Zielformulierung noch mehr Struktur zu geben.
Ziele SMART formulieren
Die SMART Formel ist eine beliebte Struktur für deine Zielformulierung. Dabei steht das englische Akronym SMART für die folgenden fünf Kriterien.
- S - Spezifisch
- M - Messbar
- A - Akzeptiert
- R - Realistisch
- T - Terminiert
Sofern Du die bisherigen Tipps für deine Zielformulierung beachtet hast, sind deine Ziele höchstwahrscheinlich bereits spezifisch, akzeptiert und realistisch. Um deine Ziele SMART zu formulieren, terminierst Du sie also und machst sie darüber hinaus noch messbar. Dann genügen sie bereits einer SMART Zielformulierung.
Ziele mit OKR managen
Objectives and Key Results (OKR) ist ein vollständiges Rahmenwerk zur Arbeit mit Zielen. Ein wesentlicher Baustein der OKR Methode ist ein einheitliches Format, um Ziele zu formulieren. Dabei sind Objectives der qualitative und beschreibende Teil deines Ziels, dagegen konkretisieren Key Results das Objective durch konkrete Metriken. Mit den hier vorgestellten Tipps für deine Zielformulierung bist Du deinem guten Objektive bereits sehr nahe gekommen, jetzt braucht es nur noch Key Results. Bevor Du dich in Arbeit stürzt, kannst Du dich hier erstmal in die OKR Methode einlesen.
Fazit - Welches Bild hast Du von deinem Ziel?
Ziele sind ein elementarer Bestandteil und eine notwendige Voraussetzung für die erfolgreiche Ausrichtung einer Organisation. Damit Menschen sich mit Lust, Inspiration und Engagement diesen gemeinsamen Zielen anschließen, brauchst Du positive Bilder. Und diese Tipps für deine Zielformulierung helfen dir, Ziele in Bilder zu übersetzen. Wenn Du der Arbeit mit Zielen dann mit Instrumenten wie OKR noch einen strukturierten Rahmen gibst, dann steht einer positiven Unternehmensentwicklung kaum noch was im Weg.
Viel Erfolg dabei.
Andreas Diehl
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