Change Formeln – Welche Chance hat deine Transformation?
Mit einer Change Formel prüfst Du im Vorfeld von Veränderungen, wie gut deine Aussicht auf Erfolg ist. In diesem Artikel haben wir bekannte Change Formeln zusammengestellt.
- Dissatisfaction x Vision x First Steps > Resistance, die Change Formel von David Gleicher.
- Vision + Skills + Incentives + Resources + Plan = Change von Dr. Mary Lippitt, auch unter dem Namen “Lippitt-Knoster Modell” bekannt.
- Change-Modell von John Kotter, erfolgreiche Veränderung als ein 8-stufiger Prozess.
Allerdings bedeuten Change Formeln nicht, dass Veränderungen deterministisch oder berechenbar sind, mit einem klaren Start- und Enddatum versehen. Vielmehr bieten dir Change Formeln einen einfachen Check, ob Du auch deine Hausaufgaben gemacht hast, damit Veränderungen überhaupt eine Chance haben wirksam zu werden.
David Gleicher’s Change Formel
Eine der bekanntesten Change Formeln stammt von David Gleicher.
D = Dissatisfaction, V = Vision, F = First Steps, R = ResistanceDissatisfaction x Vision x First Steps > Resistance
Das heißt, die Multiplikation aus der Unzufriedenheit mit der aktuellen Situation (D), Vision (V) und konkreten “first steps” (F) muss größer sein als der vorherrschende Widerstand (R) gegen die Veränderung. Das heißt im Umkehrschluss: wenn einer der Faktoren null ist, dann sind deine Aussichten auf Transformation NULL und der Widerstand gewinnt. Schließlich ist Widerstand ein ganz natürliches Phänomen im Rahmen von Veränderungen.
D (Dissatisfaction) = Unzufriedenheit mit der aktuellen Situation
Der erste wichtige Input-Faktor für diese Change Formel ist die Unzufriedenheit mit der aktuellen Situation. Dabei ist wichtig, dass Du die Unzufriedenheit klar benennen und aus einer systemischen Sicht vielleicht sogar schon lokalisieren kannst. Es lohnt sich, ein wenig “langsames Denken” und Rumkauen, um aus einer wahrgenommenen Unzufriedenheit klare Probleme abzuleiten. Dabei helfen dir Methoden und Denkmodelle wie die 5-Why Methode, Design und System Thinking. Dabei solltest Du immer auch die irrationale Tendenz zum Festhalten am Status Quo im Kopf haben.
V (Vision) = Gewünschter zukünftiger Zustand
Die Vision beschreibt den Soll-Zustand, auf den Du hinarbeitest. Dabei ist vor allem wichtig, dass die Vision klar, inspirierend oder überhaupt erstrebenswert ist. Gute Ziele sind konkret, bildlich, als Annäherungsziel statt als Vermeidungsziel formuliert. Das folgende kurze Beispiel skizziert den Unterschied und das Zusammenspiel mit der “Dissatisfaction”.
- Aktueller Zustand: Schmerzen beim Laufen führen zu Beeinträchtigung, zu Hause abhängen und schlechter Laune
- Vermeidungsziel: weniger Schmerzen
- Annäherungsziel: Springen wie ein gut gelauntes Reh
Nur wenn eine Zukunftsvision verstanden wird und erstrebenswert ist, macht sich deine Organisation auch auf den Weg darauf hinzuarbeiten. Aus systemtischer Sicht und wenn es nach dem Modell der logischen Ebenen geht, wirken gute Ziele und Visionen bis hinunter auf eine Verhaltensebene.
F (First Steps) = Erste Schritte in Richtung der Vision
Die dritte Faktor von David Gleicher’s Change Formeln beschreibt konkrete und spezifische Maßnahmen auf dem Weg zur gewollten Veränderung. Einerseits, um die Unzufriedenheit mit der aktuellen Situation zu überwinden und zweitens deiner Vision näher zu kommen. Diese ersten Schritte dürfen sich nicht wie ein unüberwindbarer Berg anfühlen, sondern als durchführbar und realisierbar. Um das Beispiel von oben fort zu führen, könnten erste konkrete Schritte also sein:
- Termin beim Arzt / Sportmediziner machen
- Freunde um Empfehlungen für einen Physiotherapeuten bitten
- Übungen zur Kräftigung der Muskulatur recherchieren
Diese ersten konkreten Schritte kommen nach meiner Ansicht in vielen Transformationen zu kurz. Während Analysen, Unzufriedenheit und Zielbilder klar sind, bleiben Maßnahmen unspezifisch, zu groß und nicht konkret genug.
R (Resistance) = Widerstand gegen Veränderungen
Widerstand wird oft als ungeliebtes Phänomen im Rahmen von Veränderungen gesehen. Das sehe ich anders. Wenn Du keinen Widerstand spürst, dann veränderst Du nicht wirklich etwas. Denn zunächst einmal ist Widerstand eine ganz natürliche Reaktion bei jeder Veränderung. So enthält Widerstand möglicherweise wichtige Informationen zu Dingen, die Du bisher nicht gewürdigt oder betrachtest hast. Dabei kann Widerstand von Einzelpersonen oder Gruppen ausgehen, egal in welcher Position. Hauptgründe für Widerstand sind typischerweise:
- Angst vor Neuem / Unbekanntem, schließlich wird der Status Quo oft als die sichere Variante gegenüber. einer aktiv handelnden Position gesehen.
- Angst, etwas zu verlieren (Loss-Aversion), z.B. den Status als “Allwissender” im eigenen Fachbereich, Verlust von Einfluss etc.
- Der fehlende Glaube daran, dass die Transformation gelingen wird bzw. dass die Mühe sich lohnt.
Widerstand musst Du nicht brechen, Du darfst ihn aber auch nicht ignorieren. Stattdessen braucht jede Form des Widerstandes einen produktiven Umgang auf Augenhöhe, aber auch eine klare Ansprache, warum und wofür die angestrebte Veränderung wichtig ist. In diesem Artikel zum House of Change geben wir Empfehlungen zum Führungs- und Kommunikationsverhalten bei Widerstand.
Change Formel “Managing Complex Change” von Dr. Mary Lippitt
Die Autorin und Beraterin Dr. Mary Lippitt benennt in ihrer Change Formel fünf Kernfaktoren für erfolgreiche Veränderungen. Fehlt einer dieser Faktoren, dann treten jeweils ganz unterschiedliche Irrungen und Wirrungen ein. Das verdeutlicht die unten stehende Change Matrix “Managing Complex Change”.
- Vision: Eine klare und ansprechende Vision motiviert und bringt Orientierung. Fehlt die Vision, erntest Du Verwirrung.
- Plan: Ein Plan und ein abgestimmtes Vorgehen, um die Veränderung in Gang zu bringen. Hast Du keinen Plan, erleidest Du einen Fehlstart.
- Resources: Alles, was gebraucht wird, um die Veränderung zu bewältigen: Zeit, finanzielle und materielle Mittel. Hast Du nicht die notwendigen Mittel, dann führt das zu Frustration. Du willst, aber kannst nicht handeln.
- Skills: Die handelnden Personen brauchen Kompetenzen, um selbstwirksam an der Erreichung der Ziele zu arbeiten. Fehlt es an den notwendigen Skills, kann das Angst auslösen.
- Incentives: Was genau sind die positiven Anreize für die Veränderung? Also was genau soll danach besser sein als im jetzigen Zustand? Fehlen die Anreize und die Aussicht auf eine bessere Zukunft, dann erntest Du Widerstand.
Erfolgreiche komplexe Transformation passiert nach dieser Change Formel von Mary Lippitt also dann, wenn Du alle fünf Faktoren gewürdigt und adressiert hast.
Kotter Change Model - Die Change Formel von John Kotter
Das Change-Modell von John Kotter ist ein Stufenmodell auf dem Weg zu einer erfolgreichen Veränderung. Als Change Formel ist die einfache Aussage: Einen Schritt nach dem anderen, Du kannst keine Stufe überspringen. Anders als die beiden vorherigen Change Formeln führt das Change-Modell von Kotter acht konkrete Schritte auf, hat also auch eine dynamische und zeitliche Komponente.
- Dringlichkeit aufzeigen: Das heißt, wie auch bei der Change Formel von David Gleichner braucht es eine gewisse Unzufriedenheit mit dem Status Quo.
- Führungskoalition aufbauen: Ein Leadership-Team, das verantwortlich für die Transformation ist.
- Vision und Strategie entwickeln: Im dritten Schritt formulierst Du eine Vision, Strategien und konkrete strategische Initiativen. Das heißt, wie auch bei den vorherigen Change Formeln einen konkreten Plan bzw. “First steps".
- Gefolgschaft aufbauen: Die Vision und darauf aufbauende Strategien müssen greifbar, verständlich und inspirierend sein. Denn damit bringst Du eine Gefolgschaft in Bewegung, die “first follower” für deinen Change.
- Hindernisse beseitigen, damit die Veränderungen auch wirksam und sichtbar werden.
- Kurzfristige Erfolge anstreben, um positive Signale zu senden und zu zeigen, dass es möglich ist. Schließlich sind konkreter Fortschritt und auch kleine Erfolge Turbos für die Motivation der Beteiligten.
- Momentum erhalten: nach den ersten Erfolgen nicht etwa die Konzentration verlieren, sondern die Konzentration und Spannung weiter hochhalten.
- Veränderungen verankern: Im letzten Schritt der Change Formel verankerst Du die erzielten Veränderungen in der Kultur deines Unternehmens und achtest darauf, dass kein Rückfall in alte Muster erfolgt.
Fazit - Veränderungen brauchen Vision und konkrete Maßnahmen
Die Change Formeln überschneiden sich in mehreren wichtigen Punkten: Wirksame Veränderung braucht eine klare Vision und konkrete erste Schritte. Am besten von authentischen Führungskräften, die mit Mut und Weitsicht voranschreiten.
Viel Erfolg dabei.
Andreas Diehl
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