Der “Market for Lemons” – Beispielhaftes Systemversagen
Der "Market for Lemons" (deutsch: "Markt für Zitronen") ist ein Konzept des Ökonomen George Akerlof, für das er 2001 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Im Kern beschreibt der “Market for Lemons” ein Marktversagen aufgrund asymmetrischer Informationen der Marktteilnehmer.
Der “Market for Lemons” ist nicht nur für Studenten interessant, sondern vor allem für alle Leser, die sich für systemisches Denken interessieren.
Asymmetrische Informationen im “Market for Lemons”
Asymmetrische Informationen bedeutet, dass eine Partei mehr weiss als die andere. Die Ökonomie geht davon aus, dass Marktteilnehmer diesen Informationsvorsprung zu ihrem Vorteil nutzen und unterscheidet dabei zwei Konzepte. Der “Market for Lemons” beschreibt Auswirkungen von asymmetrischen Informationen vor Vertragsschluss. Das heißt, der Verkäufer weiss mehr als der Käufer. Dagegen werden mit “Moral Hazard” Situationen beschrieben, in denen sich Marktteilnehmer nach Vertragsschluss unmoralisch verhalten (z.B. Versicherungsnehmer).
Die Grundidee des “Market for Lemons”
In einem "Market for Lemons" produziert das System “Markt” den eigenen Zusammenbruch. Dabei ist ein Markt in einem systemischen Verständnis ein komplexes System, das sich durch den folgenden prototypischen Ablauf kennzeichnet.
- Auf dem Markt werden sowohl hoch- als auch minderwertige Produkte angeboten, dabei sind “Lemons” minderwertige Produkte.
- Der Markt ist durch asymmetrische Information geprägt, d.h. der Verkäufer kennt die Qualität seiner Produkte besser als der Käufer.
- Da der Käufer die Qualität nicht beurteilen kann, zahlt er nur Durchschnittspreise.
- Hochwertige Produkte finden keine Abnehmer, da sie keinen angemessenen Preis erzielen. Es werden vermehrt minderwertige Produkte angeboten.
- Qualitätsanbieter verlassen den Markt, bis nur noch Zitronenhändler übrig sind. Es entsteht ein “Market for Lemons”.
Der Prozess der negativen Auslese wird auch als “adverse Selektion” bezeichnet. Denn Kunden wählen und stärken genau jene Anbieter, die sie eigentlich gar nicht haben wollen, drängen die gewollten Anbieter aus dem Markt und tragen so im Extremfall zum Zusammenbruch des Marktes bei.

Beispiel “Market for Lemmons” Gebrauchtwagenmarkt
Konkret hat George Akerlof den “Market for Lemons” am Beispiel des Gebrauchtwagenmarkts skizziert.
- Auf dem Markt für Gebrauchtwagen werden sowohl gute als auch schlechte Autos angeboten.
- Der Autohändler kennt seine "Lemons", also alle Unfallwagen und alle Autos mit zurückgedrehtem Kilometerstand.
- Käufer können die Qualität des Gebrauchtwagens nicht beurteilen und misstrauen dem Gebrauchtwagenhändler. Deswegen sind Käufer bereit, nur einen Durchschnittspreis für ihren Gebrauchtwagen zu zahlen.
- Es werden vermehrt minderwertige Gebrauchtwagen gehandelt. Das Misstrauen der Käufer sinkt weiter, möglicherweise auch wegen bekannt gewordener Defekte.
- Anbieter hochwertiger Gebrauchtwagen verlassen den Markt, bis nur noch Zitronenhändler übrig sind. Es entsteht ein “Market for Lemons”.
Damit zeigt das Konzept des "Market for Lemons" am Beispiel des Gebrauchtwagenmarktes, wie asymmetrische Information zu Systemversagen führen kann. Gleichzeitig kann ein “Markt for Lemons” aber auch die Chance für Innovationen sein, wenn Anbieter wie “Wir kaufen dein Auto” auf Basis der vorherrschenden Informationsasymmetrie neue digitale Geschäftsmodelle aufbauen.
Fazit - Am Market for Lemons Systemisches Denken üben
Der "Market for Lemons” ist ein schönes Beispiel, um systemisches Denken zu üben. Zudem ist es ein wichtiges strategisches Konzept, um den eigenen Markt zu analysieren, Strategien zur Marktbearbeitung oder Ideen für neue Geschäftsmodelle abzuleiten. Und schließlich zeigt dir der “Market for Lemons”, wie Du durch dein eigenes Konsumverhalten maßgeblichen Anteil am Entstehen eines solchen Systemversagens hast. Das hat Gunter Dueck wunderbar in seinem Buch “Schwarmdumm” ausgeführt.
Viel Erfolg dabei.


Andreas Diehl
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