Open Organization – Deutsche Übersetzung
In diesem Artikel findest Du eine Übersetzung der “Open Organization Definition” von opensource.com. Diese ist bisher nur auf englisch verfügbar, deswegen haben wir die Definition übersetzt, damit diese wertvollen Gedanken noch mehr Leser erreichen.
Auf die Definition der Open Organization wurde ich aufmerksam, als ich das gleichnamige Buch Open Organization von Red Hat CEO Jim Whitehurst gelesen habe. Red Hat ist einer der führenden Open Source Unternehmen und setzt auf eine sehr offene und transparente Unternehmenskultur. Eben eine “offene Organisation”. Deswegen nun viel Spaß mit der Übersetzung der “Open Organization Definition”.
Vorwort
Offenheit wird immer wichtiger für die Art und Weise, wie Gruppen und Teams jeder Größe zusammenarbeiten, um gemeinsame Ziele zu erreichen. Und die fortschrittlichsten Organisationen - unabhängig ihrer Missionen - betrachten Offenheit heute als eine notwendige Voraussetzung für Erfolg. Sie haben erkannt, dass Offenheit die folgenden Vorteile hat:
- Größere Agilität, da die Mitglieder besser in der Lage sind, mit einer gemeinsamen Vision an einem Strang zu ziehen;
- Schnellere Innovation, da Ideen von innerhalb und außerhalb der Organisation gleichberechtigter berücksichtigt und schneller ausprobiert werden, und;
- Erhöhtes Engagement, da die Mitglieder die Zusammenhänge zwischen ihren jeweiligen Aktivitäten und den übergreifenden Werten, der Mission und dem Geist der Organisation klar erkennen.
Aber Offenheit ist fließend. Offenheit ist vielschichtig. Offenheit ist schwierig.
Während jede Organisation anders ist - und daher jedes Beispiel einer offenen Organisation einzigartig ist - sind wir der Meinung, dass diese fünf Merkmale die Grundvoraussetzungen für Offenheit in den meisten Kontexten darstellen:
Merkmale einer offenen Organisation
Offene Organisationen haben viele Formen. Ihre Größe, Zusammensetzung und Aufgaben variieren. Aber die folgenden fünf Merkmale sind die charakteristischen Kennzeichen einer jeden offenen Organisation.
In der Praxis wird wahrscheinlich jede offene Organisation jedes dieser Merkmale auf unterschiedliche Weise mehr oder weniger verkörpern. Darüber hinaus können einige Organisationen, die sich selbst nicht als offene Organisationen verstehen, dennoch einige von ihnen erfüllen. Aber wirklich offene Organisationen haben sie alle - und sie kombinieren sie auf wirksame und produktive Weise.
Aus diesem Grunde lässt sich keines der Merkmale ohne Bezug auf die anderen erklären.
Transparenz
In offenen Organisationen herrscht das Gesetz der Transparenz. Soweit es nach geltendem Recht möglich (und ratsam) ist, bemühen sich offene Organisationen darum, ihre Daten und andere Materialien sowohl internen als auch externen Beteiligten leicht zugänglich zu machen. Das heißt, sie stehen jedem Mitglied offen, um sie bei Bedarf einzusehen (siehe auch Inklusivität). Entscheidungen sind in dem Maße transparent, dass jeder, der von ihnen betroffen ist, die Prozesse und Argumente, die zu ihnen geführt haben, nachvollziehen kann; sie sind außerdem offen für eine Bewertung (siehe auch Zusammenarbeit). Die Arbeit ist insofern transparent, als jeder den Fortschritt eines Projekts während seiner gesamten Entwicklung verfolgen und bewerten kann; sie ist offen für Beobachtung und ggf. Überarbeitung (siehe auch Anpassungsfähigkeit).
So sieht Transparenz in offenen Organisationen aus:
- Jeder, der an einem Projekt oder einer Initiative arbeitet, hat standardmäßig Zugang zu allen relevanten Materialien.
- Mitarbeiter legen ihre Arbeit freiwillig offen, laden zur Teilnahme an Projekten ein, bevor diese abgeschlossen und/oder "endgültig" sind, und begrüßen Anfragen nach zusätzlichen Details.
- Alle, die von Entscheidungen betroffen sind, haben Zugang zu den Prozessen und Argumenten, die zu diesen Entscheidungen geführt haben, und können diese kommentieren und darauf reagieren.
- Führungskräfte ermutigen Mitarbeiter, ohne Angst vor Konsequenzen über ihre Erfolge und Misserfolge zu berichten; Mitarbeiter sind in beiden Fällen offen.
- Mitarbeiter wertschätzen sowohl Erfolge als auch Misserfolge auf Grund ihres Lerneffekts.
- Ziele sind öffentlich und klar, und Projektbeteiligte weisen ihre Rollen und Verantwortlichkeiten klar aus, um die Verantwortlichkeit zu fördern.
Inklusivität
Offene Organisationen sind inklusiv. Sie begrüßen nicht nur unterschiedliche Standpunkte, sondern implementieren auch gezielte Strukturen, um verschiedene Perspektiven in den Dialog einzubringen, wo und wann immer dies möglich ist. Interessierte und Neueinsteiger können die Organisation unterstützen, ohne die ausdrückliche Erlaubnis aller Beteiligten einzuholen (siehe auch Zusammenarbeit). Die Regeln und Protokolle für die Beteiligung sind klar (siehe auch Transparenz) und funktionieren nach geprüften und einheitlichen Standards.
So sieht Inklusivität in offenen Organisationen aus:
- Technische Kanäle und soziale Normen zur Förderung unterschiedlicher Standpunkte sind gut etabliert und offensichtlich.
- Protokolle und Verfahren für die Beteiligung sind klar, auf breiter Basis verfügbar und anerkannt und ermöglichen eine konstruktive Einbeziehung unterschiedlicher Sichtweisen.
- Die Organisation verfügt über mehrere Kanäle und/oder Methoden für den Empfang von Feedback, um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Mitarbeiter gerecht zu werden.
- Führungskräfte bewerten und beantworten regelmäßig das erhaltene Feedback und pflegen eine Kultur, die den häufigen Dialog dazu fördert.
- Führungskräfte sind sich der Stimmen bewusst, die im Dialog nicht präsent sind, und bemühen sich aktiv darum, sie einzubeziehen.
- Mitarbeiter sehen es als ihre Verantwortung an, ihre Meinung zu Themen zu äußern, die für ihre Arbeit relevant sind oder für die sie sich engagieren.
- Mitarbeiter arbeiten transparent und tauschen Materialien über gemeinsame Konventionen und/oder vereinbarte Plattformen aus, die den Zugriff und die Veränderung durch andere nicht verhindern.
Anpassungsfähigkeit
Offene Organisationen zeichnen sich durch Flexibilität und Widerstandsfähigkeit aus. Die organisatorischen Rahmenbedingungen und technischen Möglichkeiten stellen sicher, dass sowohl positive als auch negative Rückkopplungsschleifen eine echte und wesentliche Auswirkung auf den Betrieb der Organisation haben; die Teilnehmer können die Bedingungen, unter denen sie arbeiten, kontrollieren und potenziell ändern. Sie berichten häufig und ausführlich über die Outcomes ihrer Arbeit (siehe auch Transparenz) und schlagen auf deren Basis Anpassungen des kollektiven Handelns vor. Auf diese Weise sind offene Organisationen grundlegend auf kontinuierliches Engagement und Lernen ausgerichtet.
So sieht Anpassungsfähigkeit in offenen Organisationen aus:
- Feedback-Mechanismen sind sowohl für die Mitglieder der Organisation als auch für berechtigte Außenstehende zugänglich.
- Feedback-Mechanismen ermöglichen und ermutigen Mitarbeiter, sich gegenseitig zu unterstützen, wenn nötig auch ohne Aufsicht des Managements.
- Führungskräfte sorgen dafür, dass die Rückkopplungsschleifen die Arbeitsweise der Mitarbeiter in der Organisation tatsächlich und wesentlich beeinflussen.
- Es gibt Prozesse für kollektive Problemlösung, gemeinsame Entscheidungsfindung und kontinuierliches Lernen, und die Organisation belohnt sowohl persönliches als auch Teamlernen, um eine wachstumsorientierte Denkweise zu fördern.
- Mitarbeiter erkennen die Zusammenhänge für die Veränderungen, die sie vornehmen oder erleben.
- Mitarbeiter haben keine Angst, Fehler zu machen, und Projekte und Teams sind in der Lage, ihre bereits bestehende Arbeit an projektspezifische Gegebenheiten anzupassen, um wiederholte Fehlschläge zu vermeiden.
Zusammenarbeit
An der Arbeit in einer offenen Organisation sind standardmäßig mehrere Parteien beteiligt. Die Teilnehmenden vertreten dabei die Überzeugung, dass gemeinsame Arbeit zu besseren (effektiveren, nachhaltigeren) Ergebnissen führt, und streben ausdrücklich danach, andere in ihre Bemühungen einzubeziehen (siehe auch Inklusivität). Die Produkte der Arbeit in offenen Organisationen können zusätzlich verbessert und überarbeitet werden, auch von Personen, die nicht mit der Organisation verbunden sind (siehe auch Anpassungsfähigkeit).
Wie Zusammenarbeit in einer offenen Organisation aussieht:
- Die Menschen sind davon überzeugt, dass gemeinsame Arbeit zu besseren Ergebnissen führt.
- Die Menschen versuchen, die Arbeit gemeinsam zu beginnen, anstatt individuelle Teilarbeiten erst nach deren Fertigstellung "zusammenzufügen".
- Die Menschen versuchen, Partner außerhalb ihres unmittelbaren Teams einzubeziehen, wenn sie neue Projekte in Angriff nehmen.
- Die in Zusammenarbeit erstellte Arbeit ist intern leicht verfügbar, so dass andere darauf aufbauen können.
- Die gemeinsam produzierte Arbeit ist extern verfügbar und kann von Kreativen außerhalb des Unternehmens auf potenziell unvorhergesehene Weise genutzt werden.
- Die Menschen können laufende Projekte leicht entdecken, kommentieren und sich an ihnen beteiligen - und sind dazu eingeladen.
Gemeinschaft
Offene Organisationen sind gemeinschaftsorientiert. Gemeinsame Werte und Ziele leiten die Teilnahme an offenen Organisationen, und diese Werte - mehr als willkürliche geografische Standorte oder hierarchische Positionen - helfen, die Grenzen der Organisation und die Bedingungen der Teilnahme zu bestimmen. Die Grundwerte sind klar, aber auch ständiger Überarbeitung und Kritik unterworfen und bestimmen maßgeblich die Bedingungen für den Erfolg oder Misserfolg einer Organisation (siehe auch Anpassungsfähigkeit).
Wie Gemeinschaft in offenen Organisationen aussieht:
- Gemeinsame Werte und Grundsätze, die den Entscheidungs- und Bewertungsprozessen zugrunde liegen, sind für die Mitglieder klar und deutlich erkennbar.
- Die Menschen fühlen sich befähigt und ermächtigt, sinnvolle Beiträge zur gemeinsamen Arbeit zu leisten.
- Führungskräfte sind Mentoren für andere und zeigen eine starke Verantwortlichkeit gegenüber der Gruppe, indem sie gemeinsame Werte und Grundsätze vorleben.
- Die Menschen haben eine gemeinsame sprachliche Basis und arbeiten zusammen, um sicherzustellen, dass Ideen nicht "in der Übersetzung verloren gehen", und sie fühlen sich sicher, ihr Wissen und ihre Geschichten weiterzugeben, um die Arbeit der Gruppe zu fördern.
Fazit - Erfrischend Normal
Was ich an der Definition der “Open Organization” mag, ist die schnörkellose Einfachheit. Kein methodischer Klimbim, sondern Merkmale und Prinzipien, um moderne und zukunftsfähige Organisationen zu gestalten. Das muss nicht einfach sein, ist aber ein besserer Anfang, als neue Methoden wie OKR einzuführen, darunter aber alles beim Alten zu lassen.
Viel Erfolg dabei.


Andreas Diehl
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