User Story Mapping oder auch Story Mapping ist eine agile Praktik, mit der Du Anforderungen an ein Produkt aus Perspektive des Nutzers dokumentierst. Das wesentliche Ziel des Story Mapping ist es, ein gemeinsames Verständnis aller Beteiligten über das “big picture” zu gewinnen, ohne dabei Details aus den Augen zu verlieren.
In diesem Artikel erkläre ich dir, wie eine Story Map aufgebaut ist und wie Du ein produktives Story Mapping gestaltest. Schließlich ist eine Story Map prima geeignet, um dein Backlog zu priorisieren, den kommenden Sprint oder deinen MVP zu planen.
Wofür nutzt Du User Story Mapping?
Das wichtigste Anliegen einer Story Map ist, ein gemeinsames Verständnis deines Teams für den Kunden und die daraus resultierenden Anforderungen an dein Produkt zu gewinnen. Ein weiterer wichtiger Vorteil ist, dass Du mit einer Story Map einen Ordnungsrahmen entwickelst, in dem alle jetzigen und künftigen Anforderungen ihren Platz finden. Die Vorteile einer Story Map im Einzelnen:
- Gemeinsames Verständnis aufbauen
- Ordnungsrahmen für jetzige und künftige Anforderungen
- Produktstrategie entwickeln
- Abhängigkeiten identifizieren
- Priorisierungen des Backlogs
- Definition deiner “minimum viable solution” bzw. deines MVP
- Release- und Sprint Planning
Damit ist Story Mapping eine Praktik, mit der vor allem Product Owner, Scrum Master und agile Coaches vertraut sein sollten.
Prinzipien und Aufbau einer Story Map
Eine Story Map folgt simplen Prinzipien und einem stringenten Aufbau.
- Kundenfokus: Du dokumentierst Anforderungen aus Sicht des Users.
- Von links nach rechts: Du startest links und entwickelst die Geschichte des Kunden von links nach rechts in einer zeitlichen Abfolge.
- Vom “big picture” zum Detail: In der Vertikalen arbeitest Du auf den drei Ebenen Aktivitäten (User Activities), einzelne Aufgaben (User Tasks) bis ins kleinste Detail (Subtasks).
Aktivitäten, User Tasks und Subtasks
In der Vertikalen deiner Story Map dokumentierst Du die Tätigkeiten des Kunden und Nutzers auf drei verschiedenen Flughöhen.
- User Activities sind Gruppierungen von User Tasks. Sie helfen dir vor allem bei umfangreichen Story Maps das “big picture” im Auge zu behalten.
- User Tasks sind der eigentliche Kern und das Rückgrat des User Story Mapping. Hier beschreibst Du die wesentlichen Schritte des Users.
- Subtasks sind Teilaufgaben und enthalten unter Umständen auch Varianten der User Tasks. Hier gehst Du wirklich ins Detail und beschreibst granulare Aktivitäten des Nutzers.
An folgendem Beispiel kannst Du die Unterscheidung dieser drei Tätigkeiten besser nachvollziehen.
Beispiel User Story Map: (M)Eine morgendliche Routine
Die folgende beispielhafte Story Map unten skizziert (m)eine morgendliche Routine. Vom Aufstehen bis zum Zeitpunkt, an dem ich das Haus verlassen kann oder zumindest angezogen am Rechner sitze.
- Die blauen “User Tasks” beschreiben in sich geschlossene Aufgaben, die den Kern meiner morgendlichen Routine bilden.
- Die übergeordneten gelben "User Activities” helfen, das “big picture” im Auge zu behalten und geben der Story Map mehr Übersichtlichkeit und Struktur.
- Der User Task “Laufen gehen” hat 3+1 lila “Subtasks”: In den Wald fahren, den 5km Lauf und die Rückfahrt. Der Sub-Task “Brötchen holen” ist ein optionaler Schritt.
Von der Story Map zum Release Planning
Nachdem Du deine Story entwickelt und ein gemeinsames Verständnis geschaffen hast, ziehst Du weitere Swimlanes ein oder nutzt farbliche Markierungen, um z.B. deine Sprints und Releases zu planen. Dabei formulierst Du deine Subtasks als User Stories aus und überträgst sie in dein Backlog bzw. dein Sprint Backlog.
User Stories vs Story Mapping
Damit ist auch klar, wie sich User Stories und Story Maps ergänzen. User Stories sind ein Format, um Anforderungen aus Sicht des Anwenders zu beschreiben. Eine Ansammlung und chronologische Abfolge von User Stories ergeben dann eine Story Map.
Deine eigene Story Map erstellen
Bis hierhin alles gute gemeinte, jedoch graue Theorie. Deswegen hier die wesentlichen Schritte, um eine User Story Map für dein eigenes Vorhaben zu entwickeln:
- Fang an. Beim User Story Mapping ist der Weg das Ziel. So ist die beste Übung, ins kalte Wasser zu springen und deine eigene Story Map zu erstellen, um dabei Fallstricke und Herausforderungen des User Story Mappings kennenzulernen. Schließlich sind alle Unklarheiten und Verwirrungen auf diesem Weg eine Gelegenheit, offene Fragen gemeinschaftlich zu beantworten, um so methodisch und inhaltlich ein gemeinsames Verständnis zu entwickeln.
- Ziel im Blick behalten: Das wichtigste Ziel des User Story Mapping ist, ein gemeinsames Verständnis aller Beteiligten für die Anforderungen, den User und kommende Aufgaben zu gewinnen. An dieses Ziel solltest Du dich immer wieder erinnern, wenn Du das Gefühl hast, dich ein wenig in methodischen Überlegungen verlaufen zu haben.
- Crossfunktionales Team: Deine Story Map erstellst Du immer mit einem crossfunktionalen Team: Entwickler, Designer, Product Owner, Marketing, Vertrieb. Wer auch immer Insights zum Kunden hat und zur Umsetzung deines Vorhabens etwas beitragen kann.
- Spielfeld definieren: Zu Beginn solltest Du den Scope für dein Story Mapping definieren. Willst Du das gesamte Produkt im Rahmen eines Strategie-Workshops planen oder dir vielleicht nur einen bestimmten Ausschnitt aus der gesamten Customer Journey, um ein neues Feature zu launchenplanen.
- Mit den User Tasks anfangen: Du beginnst deine User Story Map mit den “User Tasks”. Am besten gehst Du dabei die gesamte Customer Journey einmal durch, bevor Du in jeweilige Subtasks gehst.
- In Aktivitäten gruppieren: Für eine bessere Übersicht gruppierst Du User Tasks in Aktivitäten. Das ist das Grundgerüst deiner User Story Map. Am besten nimmst Du jeweils andere Post It Farben für User Tasks, Aktivitäten und Sub-Tasks.
- Sub-Tasks und einzelne User Stories formulieren. Basierend auf dem Grundgerüst deiner User Story Map beginnst Du nun einzelne Subtasks zu formulieren. Konzentriere dich dabei zunächst auf einsilbige Formulierungen, ganze User Stories haben auf den wenigsten Post Its Platz.
- Identifiziere und priorisiere kritische Pfade. Im nächsten Schritt identifiziert und priorisiert Du kritische Pfade und Hotspots. Also wo genau hat dein Kunde die größten Probleme und Herausforderungen? Für eine bessere Übersicht kannst Du auch eine zweite Story Map entwickeln, die die Geschichte des Kunden mit deinem erfolgreichen Produkt erzählt.
- Planen: Im Anschluss formulierst Du auf Basis der User und Sub-Tasks deine User Stories, um den nächsten Sprint oder deinen MVP zu planen.
- Neu ordnen, verwerfen und dran bleiben: Solange dein Produkt weiterentwickelt wird, entwickelst Du deine Story Map weiter. Dabei ergänzt Du regelmäßig neue Einsichten und lässt die Story Map mit deinen Erfahrungen wachsen.
User Story Mapping: Das Buch zur Methode
User Story Mapping geht auf Jeff Patton zurück, der seine Erfahrungen und Sichtweise in seinem Buch “User Story Mapping” verewigt hat. Das Buch ist dann lesens- und hörenswert, wenn Du die Entwicklung und Sichtweise auf diese Praktik aus dem Mund seines Erfinders hören möchtest. Nicht aber, um User Story Mapping zu verstehen und anzuwenden..
Ergänzung und Vernetzung mit anderen Methoden
User Story Mapping ist keine isolierte Methode, vielmehr macht Story Mapping erst richtig viel Sinn, wenn Du es mit anderen Ansätzen und Ideen kombinierst.
- Scrum: User Story Maps sind eine prima Ergänzung für deine Refinement Meetings und Plannings.
- Design Thinking: Beginne deine Betrachtung vor allem mit dem Problem, das der Kunde versucht zu lösen statt mit einer Idee.
- Lean Startup: Eine Story Map hilft dir, die minimum viable solution oder auch den MVP deines Produktes zu definieren. Nach jedem Durchlaufen deines “build-measure-learn” Zyklus gehst Du zurück zu deiner Story Map, um sie zu aktualisieren.
- User Stories: Die Story Map erzählt die ganze Geschichte, User Stories sind das richtige Format, um einzelne User- oder Sub-Tasks in Anforderungen zu übersetzen.
- Personas: Unterschiedliche Kundengruppen haben unterschiedliche Ansprüche. Deswegen kann es Sinn machen, eine Story Map auf ausgewählte Personas zuzuschneiden.
FAQ Story Mapping
Fazit - “The Map is not the territory”
User Story Mapping ist ein prima Instrument, um ein gemeinsames Verständnis in einem crossfunktionalen Team für den Kunden und die daraus resultierenden Anforderungen zu entwickeln. Allerdings solltest Du bei allen Vorteilen des User Story Mappings daran denken, dass deine Story Map nur ein Modell und schlussendlich nur eine Ansammlung von Hypothesen ist. Entsprechend solltest Du im Anschluss an den Aufbau deiner Story Map, Prototypen oder MVPs entwickeln, um zu prüfen, wo deine User Story Map noch Lücken hat.
Viel Erfolg dabei.
Andreas Diehl
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