Berufliche Handlungskompetenz in der digitalen Neuordnung
Beruflicher Erfolg in der digitalen Neuzeit erfordert neue berufliche Handlungskompetenzen. In diesem Artikel findest Du einen Überblick der wichtigsten Handlungskompetenzen und wie diese sich im Rahmen der digitalen Neuordnung weiterentwickeln.
- Fachliche Kompetenz: Fachliches Wissen und dessen Anwendung.
- Methodische Kompetenz: Situationsgerechte Anwendung von Methoden.
- Soziale Kompetenz: Umgang und Zusammenarbeit mit anderen Menschen.
- Persönliche Kompetenz: Selbstkompetenz und der Umgang mit dir selbst.

Was ist eine Kompetenz?
Der Begriff Kompetenz (lat. competentia, Eignung, Befugnis) hat typischerweise zweierlei Bedeutung:
- Befugnis: Kompetenz im Sinne einer formalen Ermächtigung, um bestimmte Handlungen durchzuführen. So ist ein Standesbeamter befugt, eine Trauung zu vollziehen.
- Fähigkeit: Kompetenz im Sinne einer Fähigkeit und Fertigkeit, um Aufgabenstellungen zu lösen und Handlungen selbstorientiert zu gestalten.
D.h. eine Kompetenz ist vor allem umsetzungs- und handlungsorientiert und kann sich sowohl auf eine einzelne Person oder eine Organisation beziehen. Im Rahmen von unternehmerischen Kompetenzen sprichst Du so z.B. auch von strategischen Kernkompetenzen.
Vier Felder der beruflichen Handlungskompetenz
Berufliche Handlungskompetenz kannst Du typischerweise in vier Felder unterteilen:
- Fachliche Kompetenz: Fachliches Wissen und dessen Anwendung.
- Methodische Kompetenz: Situationsgerechte Anwendung von Techniken.
- Soziale Kompetenz: Umgang und Zusammenarbeit mit anderen Menschen.
- Persönliche Kompetenz: Selbstkompetenz und der Umgang mit dir selbst.
Fachliche Kompetenz - Fachliche und digitale Kompetenz
Fachliche Kompetenz umfasst handwerkliches Basiswissen und praktische Erfahrungen, die zur Ausübung einer Rolle und deines Berufs notwendig sind. Während manche fachliche Kompetenzen wie z.B. die Fähigkeit einen Fahrradreifen zu flicken, wahre “Evergreens” sind, veralten andere fachliche Kompetenzen schnell. Wenn Du z.B. eine bestimmte Programmiersprache beherrscht, musst Du dich fortbilden und dein fachliches Wissen ständig weiterentwickeln. Im Rahmen der digitalen Neuordnung spielen natürlich vor allem digitale Kompetenzen eine zunehmend wichtigere Rolle für eine erfolgreiche berufliche Handlungskompetenz.
- Umgang mit digitalen Office- und Kollaborationstools,
- Arbeit und Umgang mit (generativen) KI-Lösungen,
- Allgemeine IT-Kenntnisse, die Nutzung und der Betrieb von digitalen Endgeräten, dazu zählen z.B. auch die Einrichtung von Kindersicherungen
- Fachliche Spezial-Kompetenzen, IT-Skills, UX- und UI Design und Entwicklung von digitalen Produkten.
Methodische Kompetenz - Situationsgerechte Anwendung von Methoden
Methodenkompetenz umfasst die situationsgerechte Anwendung von Techniken, Vorgehensmodellen und Strategien. Im Gegensatz zu fachlichen Kompetenzen veralten methodische Kompetenzen nicht oder nur langsam, zudem sind methodische Kompetenzen fachunabhängige und -übergreifende Fähigkeiten.
- Analyse als Fähigkeit Sachverhalte und Zusammenhänge zu analysieren, Informationen zu strukturieren und zu interpretieren
- Informationsverarbeitung, d.h. Wissen zu beschaffen, zu verwerten und aufzubereiten.
- Priorisierung, d.h. Aufgaben nach Bedeutung und Dringlichkeit zu strukturieren, zeitlich zu planen und zu erledigen.
Im Rahmen der digitalen Neuordnung gewinnen methodische Kompetenzen aus mehreren Gründen enorm an Bedeutung.
- Der Anteil von Wissensarbeit steigt. Und erfolgreiche Wissensarbeit erfordert vor allem die o.g. methodischen Kompetenzen.
- Es entstehen permanent neue Wissensdomänen, das “Lernen” als universale methodische Kompetenz wird immer wichtiger. Damit ist vor allem die Fähigkeit gemeint, dir systematisch neue Sachverhalte anzueignen und neue Situationen zu bewältigen.
- Eine höhere Informationsdichte, aber auch der steigende Anteil mehrdeutiger und nicht vollständiger Informationen verlangt neue methodische Kompetenz in der Verarbeitung von Informationen.
- Die Einführung neuer Arbeits- und Vorgehensmodelle, wie z.B. OKR, Scrum, agiler Methoden oder auch die alltägliche Anwendung agiler Praktiken.
Gerade die Arbeit mit neuen Vorgehensmodellen ist eine methodische Schlüsselkompetenz für beruflichen Erfolg in der digitalen Neuordnung. Und durchaus auch eine Herausforderung, zu der eine Beratung ein lohnendes Investment ist.
Soziale Kompetenz - Erfolgreiche Zusammenarbeit mit anderen Menschen
Soziale Kompetenz ist der dritte Eckpfeiler beruflicher Handlungskompetenz und umfasst die Fähigkeit mit anderen Menschen zusammenzuarbeiten. Das umfasst sowohl Mitarbeiter, Kollegen, Kunden, Lieferanten und Partner. Wichtige Eckpfeiler sozialer Kompetenz sind z.B. die folgenden Fähigkeiten:
- Teamfähigkeit und die Fähigkeit zur Kooperation.
- Respekt und Wertschätzung anderen und ihren Meinungen gegenüber.
- Empathie und Einfühlungsvermögen, Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse und Gefühle anderer Menschen.
- Kommunikation und Dialog, Austausch von Meinungen und Argumenten, Wissen und Erfahrungen mit anderen teilen.
- Konfliktfähigkeit, die Fähigkeit zu vermitteln, zu schlichten und in Konflikten zu moderieren.
- Konstruktives Feedback geben, annehmen und Fehlerkultur.
- Delegation von Aufgaben und Verantwortung.
- Führung als Fähigkeit voran zu gehen, Mitarbeiter zu begeistern, zu fördern und zu fordern.
Soziale Kompetenzen sind schon seit jeher ein wichtiger Eckpfeiler beruflicher Handlungskompetenz. Allerdings gewinnen auch gerade soziale Kompetenzen im Rahmen der digitalen Neuordnung aus mehreren Gründen an Bedeutung.
- Steigende Komplexität, komplexe Sachverhalte erfordern einen co-kreativen, gemeinsamen Dialog für gute Lösungen.
- Zunehmende Dynamik, d.h. weniger “business as usual”, stattdessen mehr Veränderungen und eine permanente gemeinsame "Neujustierung".
- Crossfunktionale Teams, d.h. eine diversere Umgebung, die mehr Flexibilität und Einstellung auf “andere Jecken” erfordert.
- Agiles Management erfordert eine ständige Verarbeitung von Feedback, den Aufbau einer konstruktiven Fehlerkultur.
Selbstkompetenz - Der Umgang mit dir selbst
Persönliche Kompetenz als vierte Säule beruflicher Handlungskompetenz umfasst den guten und wertschätzenden Umgang mit dir selbst. Darunter fällt eine hohe Selbstkompetenz basierend auf folgenden Merkmalen:
- Selbstreflektion und persönliche Einschätzung.
- Persönliche Motivation, Disziplin und Selbstführung.
- Selbstkritik, Stärken erkennen und Schwächen akzeptieren.
- Zielorientierung, Disziplin und Fokus auf Ziele und deren Verfolgung.
- Lernbereitschaft als Neugier auf Neues und den Ehrgeiz, sich ständig weiterzuentwickeln.
- Persönliche Einstellung in Form von Optimismus, Leistungsmotivation, Resilienz und emotionaler Belastbarkeit.
Auch persönliche Selbstkompetenz ist schon seit jeher ein wichtiger Eckpfeiler beruflicher Handlungskompetenz. Allerdings verlagern sich diese Kompetenzen im Rahmen der digitalen Neuordnung:
- Lernen und Selbstreflektion werden immer wichtiger
- Wandel und Arbeiten unter Unsicherheit erfordern ständige Anpassung und auch das Zulassen von Fehlern
- Mehr Klarheit, weniger Fuzziness erfordert eine stärkere Auseinandersetzung mit den eigenen Gedanken als Voraussetzung für einen kritischen Dialog als soziale Kompetenz.
Wie Du neue berufliche Handlungskompetenz erwirbst
Wenn es um die Entwicklung beruflicher Handlungskompetenz geht, dann sind oft Trainings und klassische Seminareinheiten die erstbeste Antwort und bevorzugte Strategie. Dazu ein paar Gedanken und Anmerkungen.
Möglichkeit des Ausprobierens geben
Die Entwicklung neuer beruflicher Handlungskompetenz erfordert vor allem die Möglichkeit der Anwendung und des Ausprobieren. Das heißt, klassische Trainings und Seminare sind maximal ein guter erster Einstieg, aber keinesfalls ausreichend, um eine neue berufliche Handlungskompetenz nachhaltig zu verankern. Vielmehr braucht es Zeit und auch die Möglichkeit, neu erworbene Kompetenzen anzuwenden.
Persönliche und unternehmerische Interessen verheiraten
Unternehmen brauchen einen Schulterschluss zwischen den strategisch notwendigen Kompetenzen des Unternehmens und den beruflichen Handlungskompetenzen seiner Mitarbeiter. Zu oft werden Trainingsangebote etwas beliebig und wahllos angeboten, statt sehr konzentriert auf die Bedürfnisse der Organisation. Warum braucht ein Unternehmen 25 Scrum Master, 13 zertifizierte Product Owner und 7 ausgebildete OKR Coaches, wenn weder Scrum noch OKR eine relevante Arbeitsmethode ist.
Aufbau von Kompetenz muss sich lohnen
Karriere und Status in einer Organisation wird verstanden als das "Aufsteigen auf einer Leiter”. Das führt automatisch zu Konkurrenzdenken und einer sehr begrenzten Möglichkeit, Karriere zu machen. Stattdessen können Unternehmen mit dem Einsatz eines Kompetenzrades die Zunahme beruflicher Handlungskompetenz honorieren. Karriere heißt dann “Fläche gewinnen im Kompetenzrad”.
Den Wert von Zertifikaten richtig einordnen
Sehr oft werden berufliche Handlungskompetenz und das Vorhandensein eines Zertifikats miteinander verwechselt. Denn gerade im Kontext agilen Arbeitens herrscht ein wahrer kommerziell getriebener Zertifizierungswahn.
- Beherrschst Du die methodische Kompetenz OKR, weil Du ein zertifizierter OKR Coach bist?
- Hast Du mehr soziale und persönliche Kompetenz, weil Du ein zertifizierter agiler Leader bist?
Auf der anderen Seite gibt es durchaus Zertifikate für dich, für die Du mehr beherrschen musst, die tatsächlich eine gewisse Tiefe und auch Relevanz haben.
In Workshops gemeinsam und co-kreativ arbeiten
Workshops sind ein tolles Stilmittel, um berufliche Handlungskompetenz auf allen Ebenen zu praktizieren. Wenn Workshops gut organisiert und moderiert sind, dann erreichst Du damit folgendes:
- Impulse zu neuen fachlichen und methodischen Kompetenzen,
- Unmittelbare Möglichkeit des Ausprobieren und Anwendens,
- Durch offenen Dialog und co-reaktives Arbeiten förderst Du wichtige soziale Kompetenzen.
In meiner Beratung setze ich konsequent auf Workshops.
Fazit - Jeder braucht neue berufliche Handlungskompetenzen
Der digitale Wandel geht an keinem Mitarbeiter spurlos vorüber, jeder braucht neue berufliche Handlungskompetenzen. Das beginnt beim täglichen Umgang und Arbeiten mit digitalen Geräten und Lösungen. Deutlich wichtiger wird jedoch auch die Bewertung von geeigneten Arbeitsmethoden, um nicht wahllos neue Praktiken und Methoden mit alten zu vermischen. Wenn diese neue Werkzeuge dann Früchte tragen sollen, braucht es Zeit und Geduld, denn fast immer sind diese neuen Werkzeuge auf Transparenz, Kommunikation und Offenheit. Deswegen ist vielleicht die wichtigste berufliche Handlungskompetenz “Das Lernen wieder zu lernen”. Denn in einer VUCA Welt geht halt nun mal alles etwas schneller und unvorhersehbarer vonstatten.
Viel Erfolg dabei.


Andreas Diehl
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