Agile Coach werden – So findest Du eine passende Agile Coach Ausbildung
Ich werde oft gefragt, welche Agile Coach Ausbildung ich empfehlen kann. Von Beratern genauso wie von Kunden. Denn schließlich ist ein konsequenter Eckpfeiler meiner agilen Beratung, dass die Rolle des agilen Coaches nicht nur ein notwendiges Übel, sondern eine tragende Rolle für die Entwicklung einer agilen Organisation ist. Und deswegen langfristig unbedingt mit eigenen Mitarbeitern besetzt sein sollte.
Daher findest Du in diesem Blog ein wenig “Food for Thought" für die erfolgreiche Gestaltung deiner agilen Coach Ausbildung. Angefangen von Fragen, die ich stelle, wenn ich nach agile Coach Ausbildungen gefragt werde, bis hin zu unterschiedlichen Strategien für deine Ausbildung und meinen eigenen Werdegang.
Die wichtigsten Aufgaben eines agile Coachs
Als agiler Coach befähigst Du Teams und Organisationen, nach agilen Methoden zu arbeiten. Dabei bist Du als agile Coach ein Begleiter, d.h. Du nimmst keine inhaltliche Rolle ein (WAS), sondern arbeitest auf der Ebene des Arbeitsprozesses (WIE). Dabei hast Du als ausgebildeter Coach folgenden Aufgaben bzw. bringst folgende Kompetenzen in der Arbeit mit Teams und Organisationen:
- Kenntnisse agiler Methoden und Praktiken
- Adaption methodischer Aspekte auf die unternehmerische Realität
- Eine gute Beobachtungsgabe und die Kunst gute Fragen zu stellen
- Vermittlung von Methodenwissen
- Moderation von Events und Workshops
- Selbstverständnis, dass der agile Coach ein Servant Leader und kein Sekretär ist
Die Aufgaben und Kompetenzen stecken den Rahmen für deine agile Coach Ausbildung ab. Welcher Weg in deiner agile Coach Ausbildung für dich ideal ist, das mache ich immer von der Beantwortung zweier Fragen abhängig. Erstens, welche Vorerfahrungen bringst Du ein und zweitens für wen und wie Du eigentlich arbeiten willst?
Welche Vorerfahrung bringst Du mit?
Für deine agile Coach Ausbildung ist entscheidend, welches Ziel Du mit deiner agilen Coach Ausbildung verfolgst und auf welchen Vorerfahrungen Du aufbauen kannst.
- Hast Du bereits Erfahrung als Coach und willst einen Einblick in agile Methoden?
- Hast Du bereits Erfahrung mit agilen Arbeitsweisen und willst Du mehr über Coaching erfahren?
- Was willst Du aus einer agile Coach Ausbildung mitnehmen?
Jemandem, der bereits Coach ist, würde ich einen anderen Weg empfehlen, als jemandem, der schon Mitglied eines agilen Teams war und damit praktische Erfahrung in agilen Arbeitsweisen mitbringt.
Für und mit wem möchtest Du arbeiten?
Zweitens ist für die Empfehlung einer agile Coach Ausbildung für mich entscheidend, für wen und vor allem mit wem Du arbeiten möchtest.
- Willst Du selbstständig für wechselnde Kunden arbeiten?
- Bist Du fester Teil einer Organisation?
- Welche Aufgaben haben die Teams, mit denen Du (bevorzugst) arbeiten möchtest?
Wenn Du Teil einer Organisation bist, dann ergibt sich oft ein sehr klares Bild, weil Du in einem gesetzten Kontext als agiler Coach aktiv bist. Da habe ich immer auch eine bevorzugte Strategie. Dagegen hast Du als selbständiger Coach die “Qual der Wahl” und darfst dir gut überlegen, mit welcher Art von Teams und Organisationen Du eigentlich arbeiten willst oder bereits arbeitest. Wenn Du mit Software-Teams arbeitest, dann sieht dein Tätigkeitsfeld als agiler Coach anders aus, als wenn Du schwerpunktmäßig mit Teams aus anderen beruflichen Domänen arbeitest. Jeder Schwerpunkt erfordert jeweils ein ganz anderes Set von Werkzeugen in deiner Ausbildung.
Strategien für deine agile Coaching Ausbildung
Für deine Weiterbildung oder Ausbildung zum agilen Coach macht es natürlich einen großen Unterschied, ob Du als freier agiler Coach am Markt auftreten oder innerhalb deines Unternehmens wirken möchtest. Während Du als freier Coach auf offene Ausbildungen angewiesen bist, haben Unternehmen den großen Vorteil, auch inhouse Ausbildungen nach ihren Bedürfnissen gestalten zu können. Während sich die Strategie 1 also primär an potentielle “Inhouse” agile Coaches richtet, sind Strategie 2 und Strategie 3 das Mittel der Wahl, wenn Du als freier agiler Coach am Markt auftrittst.
Strategie 1: Inhouse Ausbildungen für agile Coaches
Für die Ausbildung von internen agilen Coaches ist mein bevorzugter Rat ein Inhouse Curriculum zu entwickeln, das auf eure unternehmerische Realität und verwendete Frameworks eingeht. Das hat mehrere Vorteile:
- Eindeutiger Kontext in Bezug auf Geschäftsmodell, Unternehmenskultur, Strategie und bereits verwendete Frameworks.
- Praxisnähe: Du integrierst die Ausbildung direkt in den agilen Ablauf deiner Organisation und hast damit keine Lücke zwischen Theorie und Praxis..
- Kollegiales Lernen: Deine internen agilen Coaches bilden eine Community und lernen voneinander.
Wenn das in Anbetracht der auszubildenden Coaches nicht praktikabel ist, kannst Du das Curriculum auch offener gestalten, Manager und andere Kollegen einbinden und für die agilen Coaches in spe einen extra “Sidekick” machen. Wenn Du wissen möchtest, wie Du eine interne Ausbildung für dein Unternehmen organisieren kannst, sprich mich gerne an.
Strategie 2: Offene Agile Coach Ausbildungen
Sowohl “Agile” als auch “Coaching” sind extrem weitläufig. Das heißt, die Anbieter offener agile Coach Ausbildungen müssen sich entweder auf gewisse Aspekte fokussieren oder ihre Ausbildung stark aufblähen. Beides zum Nachteil dessen, der eine Ausbildung zum agilen Coach machen möchte. Wenn Du trotzdem auf eine offene Ausbildung angewiesen bist, dann würde ich das angebotene Curriculum kritisch hinterfragen.
- Passen die behandelten Methoden zu dem von mir geplanten Einsatzgebiet?
- Traue ich den Dozenten den “coachenden Anteil” zu?
- Gibt es praktische Case Studies bzw. kann ich Coaches begleiten und denen mal über die Schulter blicken?
Für Freelancer schließt sich zudem ein wichtiger Aspekt an, den ich bisher in keiner agile Coach Ausbildung entdeckt habe. Nämlich grundsätzliche unternehmerische Fragen: wie Du an Kunden kommst, dich positionierst (inhaltlich und preislich) und wie Du deine agile Coaching Karriere eigentlich gestalten willst.
Strategie 3: Selbststudium, “Mix & match”
Die dritte Strategie für deine agile Coach Ausbildung ist ein “Mix & Match” unterschiedlicher Ausbildung. Denn “die eine” agile Coach Ausbildung wirst Du nicht finden. Du lernst als agiler Coach sowieso dein Leben lang. Diese "mix & match” Strategie Ganze flankierst Du im Idealfall mit einer Hospitation bei einem Unternehmen. Hier mal ein paar Empfehlungen, die ich “blind” empfehlen kann und die ich in mein Portfolio einbauen würde:
- Scrum: Mach eine der vielen Scrum-Basic Ausbildungen und / oder lese / höre den Scrum Guide rauf und runter. Scrum musst Du für deine agile Coach Ausbildung einfach intus haben. Weiterführende Scrum-Ausbildungen machen in meiner Einschätzung im ersten Step nicht so viel Sinn.
- LeSS Practitioner: Wenn Du Scrum verinnerlicht hast, würde ich mir eine LeSS Ausbildung gönnen. Wieso LeSS? Weil das in meinem Verständnis ein sehr fundiertes systemisches Verständnis hat und mich in meinem Denken über Agilität geprägt hat. Vor allem empfehlenswert, wenn Du mit technischen Teams bzw. im Bereich der Softwareentwicklung arbeitest.
- Coaching: Ein “Train the Trainer” oder “Train the Coach” am ISD Institut. Hier habe auch ich viele Seminare und Ausbildungen gemacht.
Ergänzend zu diesen Ausbildungen darf natürlich das Selbststudium in einer fundierten agile Coach Ausbildung nicht fehlen. Als agiler Coach solltest Du in meinem Verständnis mit den folgenden Modellen und Rahmenwerken arbeiten können.
- Flight Level Modell
- Agiler Prozess
- Scrum
- Kanban
- Backlogs, Priorisierungen
- User Stories
- Agile Manifest
- Holokratie
- Design Thinking
- Lean Startup
- Spotify Modell
- OKR, siehe dazu auch unsere Tipps für deine Ausbildung zum OKR Coach
In unserem Arbeitsblatt findest Du weiterführende Erklärungen der Modelle und warum ich diese für eine agile Coach Ausbildung als relevant erachte.
Meine eigenen Agile Coach Ausbildungen
Ich habe nicht “die eine” Ausbildung gemacht. Vielmehr habe ich in den letzten 15 Jahren zahlreiche Kurse, Ausbildungen und Zertifizierungen gemacht. Ganz grob kannst Du die in drei Kategorien einteilen:
- Agile: Ausbildungen zu agile Frameworks und Arbeitsweisen, u.a. Zertifizierungen in Scrum, LeSS, SAFe, Holokratie, OKR. Diese Ausbildungen sind prima, um den Aufbau und die Funktionsweise agiler Methoden zu verstehen.
- Coaching: Für die coachenden Anteile bin ich zum ISD, einem “klassischen Anbieter” gegangen, die salopp gesagt keine Ahnung von “Agile” haben, dafür aber umso mehr von Veränderungsprozessen, Coaching, Kommunikation und sozialen Systemen. Darüber hinaus habe ich auch Ausbildungen im Bereich “System Thinking” gemacht.
- Praxis: Immer noch der beste Lehrmeister. Egal was im Scrum Guide steht, was erfahrene Coaches dir erzählen, in der Praxis sieht es dann ganz anders aus. “Everyone has a plan until he gets punched in the face”. Zudem praktiziere ich Methoden wie Design Thinking selbst täglich, auf Modelle wie “Lean Startup” bin ich als Unternehmer täglich angewiesen.
Zertifizierungen zum agilen Coach
Die Bezeichnung des agilen Coaches ist nicht geschützt. Entsprechend gibt es auch kein allgemeines Gütesiegel oder allgemein anerkannte Zertifizierungen für Agile Coaches. Spezielle Zertifizierungen werden z.B. von Vereinigungen wie der Scrum Association oder dem Scaled Agile Framework (SAFe) vergeben. Auch wenn diese Zertifizierungen allgemeine Grundlagen des agilen Coaching beinhalten, haben sie ihren Schwerpunkt auf dem Aspekt des jeweiligen Frameworks, siehe z.B, auch die Zertifizierungen zum Scrum Master. Und diese können wiederum je nach Kontext und Einsatzgebiet extrem sinnvoll sein. Etwas skeptisch wäre ich aus all den genannten Gründen bei solchen Zertifizierungen, die ein allgemein gültiges Zertifikat als agiler Coach in Aussicht stellen. Und schließlich würde ich der Zertifizierung auch nicht einen zu hohen Stellenwert einräumen. Am Ende entscheidet die Performance des Teams, wie wirksam Du als agiler Coach warst. Ob mit oder ohne Zertifizierung.
Fazit - Keine “one size fits all” Ausbildung zum agilen Coach
Eine Agile Coach Ausbildung ist ein gutes Investment in deine berufliche Karriere. Für die Auswahl einer Aus- und Weiterbildung ist jedoch entscheidend, welche Vorerfahrungen Du mitbringst, ob Du Teil einer Organisation oder freiberuflich tätig bist und wie Du deine Tätigkeit als agiler Coach insgesamt gestalten willst. Deswegen kann es auch keine one size fits all Agile Coach Ausbildung geben. Entsprechend solltest Du die Curricula kritisch auf deinen Anwendungsfall und Perspektive prüfen oder dich direkt mit einer “Mix & Match” Strategie auf den Weg machen.
Viel Erfolg dabei.
Andreas Diehl
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