Was ist Design Thinking? – Design Thinking als universale methodische Kompetenz
Design Thinking ist eine universelle Denk- und Betrachtungsweise, bei der Du erst das Problem analysierst, um basierend auf diesen Einsichten Lösungen zu entwickeln. Damit ist Design Thinking eine konträr andere Denkweise zu unserem "business as usual” Verhalten. Denn dabei startest Du meistens mit Ideen, Lösungen und Handlungen, statt mit einer guten Einsicht, welches Problem Du genau zu lösen hast.
In diesem Artikel findest Du eine allgemeine Einführung zu Design Thinking und Anregungen, wie Du mit Design Thinking arbeitest. Schließlich ist Design Thinking neben System Thinking eine der wichtigsten beruflichen Handlungskompetenzen für die Gestaltung zukunftsfähiger Organisationen. Und eine Fähigkeit, die wir schon in der Grundschule vermitteln sollten, um kritisches Denken und Kreativität zu fördern.
Definition Design Thinking
Design Thinking ist eine interdisziplinäre Betrachtungsweise zur Lösung von Problemen und Entwicklung neuer Ideen. Mit Design Thinking verfolgst Du immer das Ziel, Lösungen zu entwickeln, die sowohl Anwender als auch Anbieter einen hohen Mehrwert bieten. Dabei definiert sich Design Thinking durch folgende Merkmale:
- Problem - Du startest mit dem Problem.
- Lösung - Lösungen sind Versuche und Hypothesen das Problem zu lösen.
- Kunden - Kunden sind die Nutznießer deiner Lösung, können sowohl interne Anwender als auch “echte” Kunden sein.
- Praxis - Design Thinking definiert sich über einen hohen praktischen Bezug, direkte Interaktion mit dem Kunden und empirische Erkenntnisse. “Am Schreibtisch lernst Du schließlich nicht, wie der Orang-Utan denkt.” hat Hasso Plattner einmal gesagt.
- Einfachheit - Design Thinking definiert sich durch den Wunsch, Unnötiges wegzulassen, Verschwendung zu vermeiden, schnell und ressourcenschonend zu einer tragfähigen Lösung zu kommen.
- Praktikabel - Design Thinking präferiert technisch machbare Ansätze. Dabei bist Du nicht eitel und greifst auch auf bestehende Ansätze aus anderen Kontexten zurück, um zu einer überlegenen Lösung zu kommen.
- Wirtschaftlichkeit - Design Thinking definiert sich über eine konsequente “Value Generation”. Das heißt, eine gute Balance aus Nutzen für die Zielgruppe (Customer Value) und ökonomischen Nutzen für den Anbieter (Business Value).
- Fokus - Als Design Thinker fokussierst Du dich auf das zu lösende Problem und den Kunden. D.h. Du hängst nicht an deinen Ideen, sondern bist ausschließlich auf den Kunden und das zu lösende Problem fokussiert.
So gelingt es dir mit Design Thinking Probleme unter Berücksichtigung von Wirtschaftlichkeit, Machbarkeit und Erwünschtheit zu lösen und überlegene Lösungen zu entwickeln..
Herkunft Design Thinking
Design Thinking basiert auf der Arbeitsweise von Designern, die auf Beobachtung und eine hohe Nutzerzentrierung setzen. Als methodisches Vorgehen wurde Design Thinking von Stanford Professor Larry Leifer, dem Informatiker Terry Winograd (Ausbilder von Larry Page) und David Kelley (Gründer der Innovationsagentur IDEO)
begründet. Unter dem Namen „Design Thinking Research Symposia“ fand 1991 erstmals eine offizielle Tagung statt. Seit 2007 fördert das Hasso Plattner Institut die Erforschung und Umsetzung von Design Thinking an der School of Design Thinking (HPI D-School).
Design Thinking vs System Thinking
Zu einer guten Definition von Design Thinking zählt auch eine Abgrenzung zu System Thinking. Beide Denkweisen vereint das Bestreben, basierend auf einer guten Problemeinsicht nachhaltige Lösungen zu implementieren, statt Ressourcen vorschnell auf suboptimale Ideen zu verschwenden. Dabei stellt Design Thinking den Anwender in den Vordergrund. Dagegen hat System Thinking den Anspruch, das “System” als Ganzes zu verstehen. Im System Thinking lokalisierst Du Probleme, modellierst systemische Zusammenhänge und leitest dann Hypothesen zur Verbesserung ab. In der Implementierung vereint beide Ansätze wieder die Idee, dass praktisches Feedback und empirische Erkenntnisse der wichtigste Erfolgsindikator für tragfähige Lösungen sind.
Gemeinsamkeiten:
- Lösungen von Problemen
- Entwicklung nachhaltiger Lösungen
- Vermeidung von Verschwendung
- Beobachtung und empirische Erkenntnisse
- Überprüfung und Anpassung
Unterschiede:
- Design Thinking fokussiert sich auf einzelne Kunden und Anwender,
- System Thinking adressiert das “System” (z.B. Unternehmen) als Ganzes.
Design Thinking praktizieren und damit arbeiten
Etwas metaphorisch könnte man sagen, dass Design Thinking eine universale Haltung ist, wie Du das Leben und die Welt um dich herum betrachtest. Denn wenn Du Design Thinking verinnerlicht hast, dann fängst Du an, alle Aufgaben durch die Design Thinking Brille zu reflektieren. Andererseits praktizierst Du Design Thinking als methodisches Vorgehen im Rahmen des Design Thinking Prozess. Damit ist Design Thinking im unternehmerischen Alltag ein echtes Multitalent, das Du vielfältig einsetzen kannst:
- Service- und ProduktInnovation
- Innovationsportfolios aufbauen
- Digitalisierung und digitale Systeme
- Auftragsklärung von Projekten
- Gestaltung von Strategieprozessen
Service- und ProduktInnovation
Ein zentraler Anwendungsfall von Design Thinking ist die Entwicklung neuer Produkte und Services. Dabei startest Du ausgehend von einer Problemhypothese in eine systematische Auseinandersetzung und Beobachtung der Zielgruppe. Basierend auf diesen Einsichten testest Du Prototypen und minimal überlebensfähigen Produkten (MVP) mit deinen Kunden. Ein gutes Beispiel für die Anwendung von Design Thinking als Innovationsmethode ist der Hippo Roller.
- Probleme: Die Versorgung mit sauberem Trinkwasser, ein weiter, unbequemer Transport, kleine Mengen und Verlustrisiko.
- Lösung: Eine einfache Kombination bestehender Technologien mit geringem Neuerungsgrad, extrem hohen Nutzen und Wirtschaftlichkeit.
Um Design Thinking im Kontext Produkt- und Service-Innovation zu praktizieren, setzt Du z.B. auf Design Sprints.
Innovationsportfolio aufbauen
Du kannst Design Thinking im Rahmen von Workshops und Hackathons nutzen, um gemeinsam mit vielen Teams und Kollegen Ideen für neue Projekte und Innovationen zu generieren. Dazu formulierst Du im Vorfeld Fragen und Herausforderungen, mit denen Du konfrontiert bist und für die Du gute Lösungen suchst. Dann moderiert ein Design Thinking Facilitator die Gruppe durch den Design Thinking Prozess, zum Abschluss präsentieren Teams ihre Prototypen. Ein Format, mit dem Du jedes Offsite zu einem echten “Event” machst und gleichzeitig dein Innovationsportfolio aufbaust.
Digitale Systeme und Prozesse
Auf dem Weg zum digitalen Unternehmen schützt dich Design Thinking vor teuren Fehlentscheidungen. Denn in der Definition von Design Thinking sind digitale Systeme und Prozesse erstmal nur Erfüllungsgehilfen, also Lösungen. Damit stellt sich die Frage, welche Probleme Du mit der Einführung digitaler Systeme eigentlich lösen möchtest. Beispiele für zu lösende Probleme im Kontext Digitalisierung.
- Fehleranfälligkeit manueller “Excel” Prozesse
- Nacharbeiten und Verzögerungen resultierend aus Fehlern
- Kosten, hoher Personalaufwand in der Bearbeitung
- Kundenbeschwerden wegen langsamer Bearbeitungszeiten
Die Beantwortung der Frage nach dem zu lösenden Problem ist vordergründig trivial, liefert jedoch wertvolle Einsichten und öffnet gleichzeitig den Blick auch für andere Lösungsebenen. So können gute Lösungen auch auf Ebene deines Prozessdesigns oder deiner Organisation liegen. In der Definition des Design Thinking vereinst Du schließlich die Potentiale digitaler Systeme und die Neugestaltung deiner Abläufe und Organisation, um nicht Opfer von Conway's Law zu werden.
Auftragsklärung Projekte
Ein weiterer praktischer Anwendungsfall von Design Thinking ist die Beschreibung und damit einhergehende Auftragsklärung von Projekten. Denn Projekte sind meistens konkrete Arbeitsaufträge, im Design Thinking Verständnis also “zu implementierende Lösungen”. Eine gute Auftragsklärung für Projekte könnte stattdessen eine Beschreibung des zu lösenden Problems sein mit zu berücksichtigenden Randbedingungen. Das gibt dem umsetzenden Projektteam deutlich mehr Autonomie, Motivation und fördert die Kreativität. Diese Art Projekte zu beschreiben, findest Du z.B. in unserem Agile Project Canvas oder auch unserem Projektsteckbrief.
Beratung durch die dno
Auch ich nutze Design Thinking konsequent schon im Rahmen der Auftragsklärung von Mandaten. Wenn wir z.B. für eine OKR Implementierung angefragt werden, dann ist meine erste Frage, welche Probleme mit OKR gelöst werden sollen. Schließlich ist OKR nur ein Rahmenwerk, in der Definition des Design Thinking also eine Lösung. Also stellt sich die Frage, welche Probleme damit gelöst werden sollen. Meistens gibt es einen ganzen Strauß von strategischen und organisatorischen Problemen, diese Einsichten haben einen wesentlichen Einfluss auf den Aufbau des OKR Systems.
Gestaltung von Strategieprozessen
Design Thinking leistet dir auch bei der Moderation und Gestaltung von Strategieprozessen gute Dienste. Dabei startest Du mit der Analyse von Engpässen und Problemen, um basierend auf diesen Einsichten konkrete Maßnahmen und strategische Initiativen zu formulieren. Das sind auch bereits zwei wesentliche Eckpfeiler der “challenge based strategy” des bekannten Strategie Professors Richard Rumelt. In diesem Denken sind Strategien ebenfalls nur Lösungsversuche, Engpässe oder Probleme zu lösen bzw. Antworten auf strategische Herausforderungen zu finden. Wie gut diese gelöst werden, überprüfst Du z.B. durch agile Managementsysteme wie z.B. OKR.
In diesem Beitrag findest Du eine Reihe von konkreten Design Thinking Anwendungsfällen.
Fazit - Design Thinking als Kulturrevolution
Für viele Organisationen kommt die Arbeit mit Design Thinking einer Kulturrevolution gleich. Schließlich ist es mitunter gewöhnungsbedürftig, “Probleme” ausführlich zu kneten, bevor Du in den gewohnten Lösungsmodus springst. Wenn Du dann noch
lernst zu akzeptieren, dass das Finden guter Lösungen ein iterativer Prozess von Versuch und Irrtum ist, dann wird dir Design Thinking extrem gute Dienste erweisen. Ob in der Moderation von Strategieprozessen, der Gestaltung von Organisationen oder auch der Entwicklung von Innovationen.
Viel Erfolg dabei.
Andreas Diehl
Vom Kenner zum Könner
Als Gründer der dno stehe ich dir für dein Anliegen zur praktischen Anwendung gerne persönlich zur Verfügung.
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