Chancen, Risiken und Gefahren der Digitalisierung
Digitalisierung bietet Unternehmen die Chance, ihr Geschäftsmodell digital neu zu denken. Dabei sind Kostenoptimierungen, eine höhere Effizienz und Kundenzufriedenheit die größten Chancen der Digitalisierung. Dem stehen jedoch auch zahlreiche Risiken und Gefahren gegenüber, die sich vor allem dann offenbaren, wenn Digitalisierung nicht verstanden und gut genug geführt wird.
In diesem Artikel gehe ich auf die wichtigsten Chancen und Gefahren der Digitalisierung in der Arbeitswelt ein, teile Strategien und Lösungswege, um von Chancen zu profitieren und Risiken bewusst zu managen. Zum Abschluss gibt es außerdem einen Blick über den unternehmerischen Tellerrand zu den gesellschaftlichen Chancen und Risiken der Digitalisierung.
TLTR - Risiken und Gefahren der Digitalisierung im Überblick
Hier findest Du die wichtigsten Risiken und Gefahren der Digitalisierung aus Sicht von Unternehmen in einer schnellen Übersicht.
Chancen der Digitalisierung für Unternehmen
Wenn digitale Technologien wertschöpfend und sinnvoll eingesetzt werden, ergeben sich für Unternehmen zahlreiche Chancen im Innen- und Außenverhältnis
Effizienz und Kostenoptimierung
Der offensichtlichste Chance der Digitalisierung liegt in der Automatisierung und Vernetzung von Arbeitsabläufen. Damit optimieren Unternehmen die interne Wertschöpfung und profitieren von besseren Kostenstrukturen. Dabei sind Effizienz und Kosteneinsparungen das Ergebnis folgender Effekte.
- Automatisierung von Abläufen
- End-to-End Prozesse, geringere Wartezeiten und höherer Durchsatz
- Weniger Fehler in den Prozessketten, geringere Fehleranfälligkeit
- Bessere Daten zur Steuerung betrieblicher Abläufe
Maßnahmen zur Effizienzsteigerung und Kostenoptimierung stehen laut diverser Studien im Fokus vieler Digitalstrategien von KMU. Ein ausschließlicher Fokus auf Effizienzsteigerung und die Optimierung der eigenen internen Wertschöpfung ist jedoch gleichzeitig ein Risiko der Digitalisierung, dazu unten mehr.
Überlegenes Kundenerlebnis
Die zweite große Chance der Digitalisierung der Arbeitswelt liegt in einer höheren Kundenzufriedenheit und einem besseren Kundenerlebnis. Dies erreichen Unternehmen, indem sie digitale Kunden-Plattformen und Lösungen bereitstellen, um Bestands- und potentiellen Neukunden einen schnellen und einfachen Zugang zu relevanten Informationen, Dienstleistungen und Produkten zu geben. Dazu zählen beispielsweise:
- Eine gut gepflegte und moderne Webseite
- Eine gute Auffindbarkeit in Suchmaschinen
- Digitale Buchungs- und Bestellmöglichkeiten
- Einfache Termin- und Kontaktmöglichkeiten
- “Self Service” Wikis und Informationen zu Problemlösung
- Ticket- und Support-Systeme (statt nerviger, schlecht trainierter KI-Bots)
- Kundenportale zum geschätzten Download und Austausch geschäftskritischer Daten und Informationen
Um diese Chance der Digitalisierung zu ergreifen, ist ein hoher Digitalisierungsgrad der internen Wertschöpfung eine wichtige Voraussetzung.
Neue Vertriebs- und Marketingkanäle
Digitalisierung eröffnet die Chance für Unternehmen, neue digitale Vertriebs- und Distributionsnetzwerke aufzubauen. Dass man damit weder warten noch spassen sollte, das durfte der Handel in den letzten 25 Jahren bereits schmerzhaft erfahren. So macht Amazon fast 10 mal mehr E-Commerce Umsatz als die 10 größten Wettbewerber zusammen. Entsprechend sollten sich Unternehmen ernsthaft mit den sich bietenden Chancen der Digitalisierung in Bezug auf den Aufbau neuer Vertriebs- und Marketingkanäle auseinandersetzen. In diesem weiterführenden Artikel haben wir die wichtigsten Grundlagen und digitalen Marketing-Kanäle zusammengefasst.
Wachstum und neue Geschäftsmodelle
Schließlich ist eine große Chance der Digitalisierung, völlig neue digitale Produkte und Geschäftsmodelle zu entwickeln. Dabei profitieren etablierte Unternehmen von ihrer Industrie-Expertise, fachlichem Know-how, Zugang zu Kapital, Kunden und Märkten. Das ist eine große Erleichterung und Hilfestellung, um digitale Innovationen voranzutreiben.
- Digital Add-Ons, d.h. digitale Erweiterungen deiner analogen Produkte
- Neue Service- und Abrechnungsmodelle, z.B. “pay per use”
- Digitale Verlängerung deiner Wertschöpfung, bessere Integration von Partner und Kunden in deine eigene Wertschöpfung
- Aufbau von datenbasierten Geschäftsmodellen als Verlängerung deiner Datenstrategie
Was Unternehmen vor allem dafür brauchen, sich diese Chance der Digitalisierung zu erschließen, sind digitale und methodische Kompetenzen, um schnell und ressourcenschonend minimal funktionsfähige Produkte zu entwickeln. Siehe dazu auch unsere Themenwelt Innovation.
Mitarbeiterzufriedenheit und Argumente im “War for Talents”
Mit einer hohen Automatisierung, moderner Arbeitsplatzausstattung und digitalen Prozessen sammeln Unternehmen Punkte bei Mitarbeitern und Bewerbern. Dabei freuen sich Mitarbeiter über:
- Ortsunabhängiges und flexibles Arbeiten
- Das Gefühl in einem zukunftssicheren Unternehmen zu arbeiten
- Befreiung von stupiden, repetitiven Aufgaben
- Geringe Wartezeiten durch digitale Prozesse und Systeme. Schließlich sind Erfolgserlebnisse und erledigte Arbeit der wichtigste Motivationsfaktor.
Vielleicht nutzen Mitarbeiter die neu gewonnene Zeit ja für weitere digitale Innovationen und / oder bilden sich weiter.
Flexible Weiterbildung für Mitarbeiter
Eine selten erwähnte, jedoch nicht zu unterschätzende Chance der Digitalisierung für Unternehmen ist der einfache und kostengünstige Zugang zu Informationen und Bildungsangeboten für Mitarbeiter. So können sich Mitarbeiter relativ einfach digital weiterbilden, Unternehmen in ihr “geistiges Kapital” investieren und so ihr “Ver-Mögen” steigern. Dafür ist es wichtig, dass Unternehmen offen für die Einführung neuer Angebote sind. Ein gutes Beispiel dafür ist die Einführung von Chat GPT im Unternehmen. Denn damit profitieren Unternehmen nicht nur von einer höheren Effizienz bei der Erledigung von Aufgaben. Vielmehr steigern sie ganz automatisch die digitale Kompetenz ihrer Mitarbeiter und geben ihnen gleichzeitig einen digitalen Sparringspartner, um sich fachlich weiterzubilden. Darüber hinaus gibt es mittlerweile eine ganze Reihe von digitalen Trainingskatalogen, wo sich Mitarbeiter schnell und unabhängig weiterbilden können.
Remote Arbeiten und Recruiting
Dank Digitalisierung eröffnen sich Unternehmen neue Chancen im Recruiting und “War for Talents". Zumindest solange es sich um wissenslastige und administrative Tätigkeit handelt, können Unternehmen relativ einfach auch Mitarbeiter im Ausland einstellen. Zugegebenermaßen ist eine Integration in betriebliche Abläufe nicht so einfach, wie ein neuer Mitarbeiter vor Ort. Jedoch ist es besser, sich diesen Chancen der Digitalisierung zu öffnen, statt dem Fachkräftemangel tatenlos zuzusehen. Um eine Integration von ausländischen und remote arbeitenden Kollegen zu vereinfachen, können Unternehmen bereits folgende einfache Vorkehrungen treffen.
- Mehr auf englisch kommunizieren und jedem Mitarbeiter einen Englisch- Tutor gönnen (z.B. auf Preply).
- Mehr in digitalen Systemen in der Cloud zusammenarbeiten, z.B. digitale Whiteboards, digitale Aufgabenverwaltung oder gemeinsame Dokumente.
- Meeting-Routinen wie “Daily Stand-Ups” etablieren, um asynchrones Arbeiten zu fördern.
Risiken und Gefahren der Digitalisierung für Unternehmen
Im Folgenden zeige ich dir die, aus meiner Sicht, wichtigsten Risiken und Gefahren der Digitalisierung. Dabei geht es nicht darum, den Verhinderern Argumente zu liefern, warum man das mit der Digitalisierung getrost ignorieren kann. Sondern darum, für einen bewussten und zielführenden Umgang mit digitalen Technologien zu werben. Schließlich ist Digitalisierung alternativlos. Und ihre Ignoranz ist vielleicht das größte Risiko der Digitalisierung.
Schlechtere Kommunikation
E-Mails, MS Teams, Projektmanagementsysteme oder auch geteilte Dokumente in der Cloud haben auch eine potentielle Schattenseite. Nämlich dann, wenn sie als Ersatz für persönliche Kommunikation dienen. Das ist OK, solange es sich um einfache, sachbezogene Informationen oder kurze Abstimmungen handelt. Es wird aber zu einem Risiko und einer echten Gefahr der Digitalisierung, wenn diese Form der Kommunikation überhand nimmt. Denn gerade komplexe Fragestellungen benötigen gemeinsame Zeit und Fokus, um sich ein gemeinsames Verständnis zu erarbeiten. Wir sollten uns nicht hinter digitalen Tools und Technologien verstecken und uns einer der größten menschlichen Fähigkeiten berauben lassen, nämlich der Sprache. Nicht umsonst ist “persönliche Kommunikation” eine der elementaren Prinzipien des agilen Manifestes.
“Always on” - Permanente Ablenkung im Berufsalltag
Eine weitere Gefahr der Digitalisierung ist, dass wir mit einer “always on” Haltung die Fähigkeit verlieren, fokussiert an kniffligen und schwierigen Aufgaben zu arbeiten. Man muss förmlich den LAN Stecker ziehen, das Handy in Ruhemodus versetzen, sich aus dem W-Lan abmelden und Zeit im Kalender blocken, nur um ein wenig Fokuszeit zu gewinnen. Denn sonst prasseln ständig Ablenkungen, kurze Besprechungen und Benachrichtigungen auf dich ein. Dieser permanente Taskwechsel ist mit Kosten verbunden, die mitunter stärker wirken, als die Einsparungen durch die Einführung digitaler Systeme. Und auf dem Weg verlieren wir die Fähigkeit, uns für mehr als 10 Minuten auf eine einzelne Aufgabe zu konzentrieren.
Verunsicherung bei Mitarbeitern
Eine der größten Gefahren der Digitalisierung der Arbeitswelt ist eine hohe Verunsicherung bei Mitarbeitern. Schließlich werden Digitalisierung im Allgemeinen und Technologien wie KI im Besonderen oft als “Rationalisierungsmonster” dargestellt. Wenn Führungskräfte dann keine Strategie haben, keine Geschichte erzählen können, wie Digitalisierung das eigene Unternehmen stärkt, wie sollen dann Mitarbeiter die Tragweite und Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitswelt verstehen? Eine logische Folge dieser Unwissenheit sind Angst und Verunsicherung. Das sind nicht nur unschöne Begleiterscheinungen, sondern ein echter Blocker bei der Umsetzung des digitalen Wandels. Eine gute digitale Führung zeigt Chancen auf, skizziert gute digitale Zielbilder und ist ständig ansprechbar, damit aus offenen Fragen keine Ungewissheit und Angst werden.
Spending money is a substitute for thinking.Bob Sutton
Verzetteln und digitaler Aktionismus
Wie Du in den Chancen zur Digitalisierung gesehen hast, haben Unternehmen viele rosige digitale Aussichten. Das bringt jedoch gleichzeitig eine weitere Gefahr der Digitalisierung mit sich, nämlich dass Unternehmen sich im digitalen Aktionismus verzetteln. Alles ein bisschen, nichts richtig machen und dabei vor allem übersehen, was die wirklichen Chancen und Gefahren der Digitalisierung für dein Unternehmen sind. Deswegen solltest Du deine digitalen Bemühungen immer mit einer digitalen Strategie einrahmen, um die wirklichen Hebel für deine Unternehmensentwicklung zu identifizieren und vor allem aber, um dich nicht zu sehr auf die Optimierung des Kerngeschäftes zu konzentrieren.
Zu hoher Fokus auf Effizienz
Wenn Du digitale Strategien vieler Unternehmen betrachtest, dann findest Du dort einen zu starken Fokus auf die Optimierung des heutigen Kerngeschäftes mit dem Ziel der Effizienzsteigerung. Diese Innensicht ist gut und löblich, reicht alleine für eine nachhaltige digitale Entwicklung deines Unternehmens nicht aus. Deswegen ist eine zentrale Herausforderung der Digitalisierung “den Kopf zu heben”, über den Tellerrand zu schauen und zu identifizieren, welche Handlungsfelder die digitale Entwicklung deines Unternehmens beflügeln können. Stellt euch die folgenden Fragen, um die Ziele der Digitalisierung für euer Unternehmen zu identifizieren:
- Gibt es disruptive Szenarien für unser Geschäftsmodell
- Mit welchen digitalen Services können wir Kunden begeistern?
- Wie erreichen wir eine durchgängige digitale Kundenansprache und -akquise?
- Mit welchen digitalen Produkterweiterungen, neuen Produkten oder gar digitalen Geschäftsmodellen kannst Du Wachstum über die nächsten 5-10 Jahre generieren?
- Was wollen wir ignorieren und bewusst nicht machen?
Den Blick zu weiten und sich bei der Formulierung strategischer Initiativen nicht ausschließlich auf die Optimierung des Kerngeschäftes zu konzentrieren, ist sicherlich eine der größten Herausforderungen der digitalen Transformation.
Überschätzen der internen Kompetenzen
Die nächste große Gefahr der Digitalisierung bezieht sich auf die Überschätzung der eigenen (digitalen) Kompetenzen. Denn nur weil Du eine Kamera im Smartphone hast, bist Du noch lange kein Fotograf. Und nur weil Du ein paar alltägliche digitale Anwendungen und Geräte nutzen kannst, bist Du noch lange kein digitaler Profi. Deswegen sind Unternehmen immer gut beraten, sich digitale Kompetenz ins Haus zu holen z.B. in folgenden Formen:
- Digital Berater: Dabei ist wichtig, dass deine Berater auch wirklich unabhängig sind und nicht ein Lösungspartner xy, der seine Haupt-Wertschöpfung daraus zieht, Lösungen zu implementieren oder Software zu entwickeln.
- Digitaler Beirat: Ein bestellter Beirat, der der Geschäftsführung als kompetenter digitaler Sparringspartner zur Verfügung steht. Wie ein guter Berater kann dich ein guter Beirat bei der Entwicklung deiner digitalen Strategie, dem Recruiting von Mitarbeitern, der Auswahl und Steuerung von externen Partnern unterstützen.
- Eigenes Digital Team: Ein eigenes Team, eine interne Stabsstelle und eine gut besetzte digitale Führungsrolle ist sicher die Königsdisziplin beim Aufbau eigener digitaler Kompetenzen. Dem Aufbau eines Digital Teams habe ich ein ganzes eBook gewidmet.
Während gehobene Mittelständler und Konzerne in den Aufbau eigener Teams investieren, setzen KMU vor allem auf externe Begleitung. In diesen weiterführenden Artikeln erfährst Du, was gute Digitalberatung und digitale Beiräte auszeichnen.
Organisation außen vor lassen
Eine weitere Gefahr der digitalen Transformation ist, dass Führungskräfte den Zusammenhang zwischen digitalen Systemen, Prozessen und ihrer Organisation nicht sehen. Diese Ignoranz ist auch als Conway’s Law bekannt und führt dazu, dass digitale Systeme auf bestehende Strukturen optimiert werden, statt dass der digitale Prozess die Organisation neu definiert. Die Folge davon sind teure Anpassungen, individualisierte Systeme, fehlende Wart- und Skalierbarkeit deiner Infrastruktur.
Einführung technischer Lösungen nicht managen
Die Einführung digitaler Abläufe und Systeme braucht Zeit und kostet Geld. Das heißt, die Einführung einer neuen Software ist nicht mit der technischen Fertigstellung oder Bereitstellung erledigt. Sondern erst dann, wenn diese Maßnahmen sich in Form von echten Outcomes, Kunden- und Unternehmensnutzen bemerkbar machen. Jedoch unterschätzen viele Unternehmen den damit verbundenen Aufwand oder ignorieren ihn komplett. Basierend auf meinen Erfahrungen als Digital Berater würde ich sagen, dass eine erfolgreiche Einführung mindestens genauso viel Aufwand verursacht wie eine technische Bereitstellung und Entwicklung.
Andreas DiehlDigitalisierung erfordert vernetztes statt abgeteiltes Denken.
Digitalisierung als “Abteilungsaufgabe” delegieren
Wenn wir über die Erledigung von Arbeit und das Design von Organisation reden, dann teilen wir gerne ab und delegieren Verantwortung in Ab-Teilungen. Das ist eine der größten Gefahren der digitalen Transformation. Denn Digitalisierung zieht sich durch deine gesamte Wertschöpfung. Digitalisierung erfordert vernetztes statt abgeteiltes Denken. Das fängt damit an, Prozesse neu zu denken, Abläufe zu ändern und mündet schließlich in der Befähigung von Mitarbeitern. Mit diesen übergreifenden Anforderungen sind Abteilungen regelmäßig überfordert. Wenn Du digitalisiert, dann willst Du vernetzen und nicht abteilen. Du möchtest Wertschöpfungen end-to-end betrachten mit dem maximalen Mehrwert für dich und deine Kunden. So braucht eine erfolgreiche Digitalisierung vor allem fachliches und technisches Know-how auf Augenhöhe statt Silodenken.
Fehlende Weiterentwicklung und Investitionsstau
Digitale Systeme sind kein Auto, das Du nur tanken und regelmäßig in die Inspektion bringen musst. Vielmehr brauchen technische Systeme dauerhafte Wartung und Weiterentwicklung, um mit unternehmerischen und technologischen Anforderungen zu wachsen. Damit ist die fehlende Aufmerksamkeit und Weiterentwicklung technischer Lösungen ein weiteres Risiko der Digitalisierung. Es entstehen Sicherheitslücken, Systeme sind bei zu langer Ignoranz weder wartbar noch weiter skalierbar.
Versenkte Investitionen und Budgets
Eine der größten Risiken der Digitalisierung ist sicherlich, das investierte Kapital zu versenken und abschreiben zu müssen. Das ist meistens jedoch eine Folgeerscheinung der bis hierhin aufgelisteten Risiken und Gefahren der Digitalisierung.
- Fehlende Strategie führt zu einer Reihe nicht koordinierter Ausgaben. Es entstehen technische Insellösungen.
- Systeme und Organisation gehen nicht Hand in Hand, Systeme werden teuer individualisiert, weil Digitalisierung in Abteilungen gedacht wird.
- Digitale Initiativen sind massiv unterfinanziert, was zu schlechter Qualität führt.
- Digitale Systeme werden nicht gewartet und weiterentwickelt.
Das führt zu technischen Schulden, fehlender Wart- und Skalierbarkeit bis zu einem Punkt, an dem Systeme ersetzt und Investments völlig abgeschrieben werden müssen. Wenigstens dauert es ein wenig, bis Du merkst, wie falsch Du abgebogen bist. Führungskräfte, die das mitunter zu verantworten haben, sind derweil weitergezogen und die Eigentümer sitzen vor einem technischen Scherbenhaufen. Ein Grund mehr, warum gerade KMU über die Besetzung eines digitalen Beirats nachdenken sollte.
Strategien und Lösungswege für Unternehmen, um Chancen zu ergreifen und Risiken zu minimieren
Was kannst Du nun tun, damit dein Unternehmen Risiken minimiert und sich möglichst viele Chancen der Digitalisierung zu Nutze macht?
- Strategie entwickeln: Jedes Unternehmen sollte Chancen und Risiken der Digitalisierung formulieren und in eine klare Digitalstrategie münden lassen. Ein guter Auftakt dafür ist z.B. ein gemeinsamer Workshop Digitalisierung.
- In Führung gehen: Digitalisierung braucht Führung. Entweder in Person des CEO, der gesamten Geschäftsführung oder in Person einer neu geschaffenen Führungsrolle.
- Kompetenz aufbauen: Ohne digitale Kompetenz geht es nicht. Sei es mit einem eigenen Digital Team, einem digitalen Beirat oder einem vertrauensvollen Digital Berater.
- Agil managen: Digitale Technologien entwickeln sich weiter, entsprechend solltest Du deine digitale Strategie kontinuierlich überprüfen und anpassen.
In diesem Beitrag findest du ein paar Tipps zum agilen Management, zudem sind Rahmenwerke wie OKR prima geeignet deine strategische Entwicklung zu begleiten.
Every business is a software business now.Dean Leffingwell
Risiken und Chancen der Digitalisierung - Ein Blick über den unternehmerischen Tellerrand
Ich bin selbst ein Kind der Generation Golf und erlebe Digitalisierung seit dem jungen Erwachsenenalter. Aus einer gesamtgesellschaftlichen Perspektive und als Vater von zwei Kindern sehe ich dabei folgende Chancen und Risiken der Digitalisierung.
- Innovation und Unternehmertum - Digitalisierung ermöglicht ein ganzes Ökosystem junger, innovativer Startups.
- Mehr Zeit für kreatives Arbeiten - Natürlich verändert sich die Arbeitswelt. Vor allem aber ist Digitalisierung in meinen Augen die Chance, sich von sinnfreier Arbeit zu befreien, um mehr Zeit für kreatives Arbeiten zu haben.
- Wer lernen will, kann. Jederzeit. - Zugang zu Bildung und Informationen ist barrierefrei verfügbar. Jeder kann sich mit geringen Kosten weiterbilden, egal in welchem Bereich und Fachgebiet.
- Ortsunabhängiges Arbeiten - Für mich ist das ortsunabhängige Arbeiten ein wirklicher Gewinn. Es ist doch Wahnsinn, wie viel Zeit wir uns vom täglichen Berufsverkehr und Pendeln klauen lassen.
Und nun noch ein wenig “dark sides” bzw. potentielle Gefahren der Digitalisierung:
- Fake-News, Verschwörungstheorien und Hetze - Soziale Netzwerke sind der Brutkasten für Fake-News, Verschwörungstheorien und Hetze. Mit KI lassen sich fast durch jedermann zum Verwechseln ähnliche Fake-Videos erstellen und verbreiten. In Verbindung mit einer mangelnden Bereitschaft oder Fähigkeit, kritisch zu denken, eine echte Gefahr.
- Suchtgefahr - Mittlerweile haben die Anbieter von Smartphones und Apps den Dreh raus, wie sie uns stundenlang bei Laune und auf dem geistigen Niveau einer Ameise halten. Immer schön weiter scrollen. #TikTok
- Entfremdung, Scheinwelten und moderne Müllhalden - Leute schauen lieber auf ihr Smartphone als auf ihr Gegenüber. Besonders gefährlich finde ich das bei Kindern und Jugendlichen, die sich als noch nicht gefestigte Persönlichkeiten in digitalen Scheinwelten verlieren. Der Instagram Feed mancher Personen ist dabei für mich nichts weiter als eine moderne Müllhalde.
- Kommerz und Influencer - Nicht ganz so schlimm wie Fake-News. Aber wenn Influencer komische Drinks oder Chips für 20 Euro verkaufen, dann finde ich das höchst bedenklich. Da können wir unseren Kindern wie im Umgang mit Fake-News nur mehr kritisches Denken beibringen.
- Cybermobbing - Cybermobbing bei Kindern und Jugendlichen gehört meiner Ansicht nach zu den größten Gefahren. Schau dir dazu auch gerne die Kampagne “Keep it Real" der neuseeländischen Regierung an.
Generell ist der verantwortungsvolle Umgang mit digitalen Medien und Geräten bei Kindern eine der großen Gefahren und Herausforderungen der Digitalisierung. Schließlich sind unsere Kinder diejenigen, die hoffentlich die Zukunft der Digitalisierung beeinflussen und vorantreiben. Und wir Eltern sollten die Vor- und Nachteile der Digitalisierung kennen und das unsere dafür tun, damit Kinder einen verantwortungsvollen Umgang erlernen.
Fazit - Digitalisierung braucht gute Führung
Digitalisierung ist alternativlos. Sie zu ignorieren ist ein genauso großes Risiko, wie Digitalisierung “einfach passieren zu lassen”. Erfolgreiche Digitalisierung braucht aufmerksame Führung. Einerseits, um mutig die sich bietenden Chancen zu ergreifen und andererseits verantwortungsvoll mit den einhergehenden Gefahren und Risiken der Digitalisierung umzugehen. Egal ob als Unternehmer, Führungskraft oder Elternteil.
Viel Erfolg dabei.
Andreas Diehl
Vom Kenner zum Könner
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